Tschechien

Explosion im Touristenviertel

Eine schwere Explosion in der Altstadt von Prag hat am Montag etwa 35 Verletzte gefordert. Das Unglück ereignete sich am Vormittag kurz vor 10 Uhr in einem Bürohaus am Moldauufer, in unmittelbarer Nähe des Nationaltheaters und des berühmten Kaffeehauses „Slavia“. Wahrscheinliche Ursache war ein Gasleck. Einen terroristischen Hintergrund schloss der Prager Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda auf einer Pressekonferenz aus.

Zwischenzeitlich war auch von drei oder vier Toten die Rede. Spürhunde hätten entsprechend angeschlagen. Die Befürchtungen bestätigten sich jedoch bei einer ersten Begehung des Unglücksorts nicht. Die Einsatztruppen mussten allerdings wieder abrücken, weil starker Gasgeruch weitere Explosionen denkbar werden ließ.


Auch ein Deutscher unter den Verletzten

Die Rettungskräfte, die nur wenige Minuten nach der Explosion vor Ort waren, behandelten dort 35 Verletzte, von denen 30 in nahe gelegene Krankenhäuser gebracht werden mussten. Unter den Verletzten waren auch sechs Ausländer, darunter ein deutscher Staatsbürger.

Die Explosion war so stark, dass sie mehrere Kilometer weit zu hören war. In dem am schwersten betroffenen Gebäude stürzten zwei Decken ein. Die Wucht der Explosion verschob die Außenwand um mehrere Zentimeter Richtung Straße. Die Druckwelle zerstörte in einem Umkreis von mehreren hundert Metern Fenster und beschädigte Gebäude. Betroffen war auch die „Neue Szene“, die kleine Bühne des Nationaltheaters. Das Nationaltheater selbst ist derzeit eingerüstet. Ob die Konstruktion noch sicher ist, ist unklar. Schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde auch die Bibliothek der in der Nähe befindlichen Akademie der Wissenschaften.


Schrott und Schutt

Das Unglück hätte vermutlich noch weit mehr Opfer fordern können. In zwei Nachbargebäuden befinden sich die Filmhochschule und die Fakultät für Sozialwissenschaften der Karls-Universität. Zum Zeitpunkt lief dort der normale Lehrbetrieb. Unter den Verletzten waren denn auch vor allem Studenten, die von herumfliegendem Glas und Mauerwerk getroffen wurden. Hätten sich die Studenten zum Zeitpunkt der Explosion auf dem Weg zu den Vorlesungen befunden, wären Tote nicht auszuschließen gewesen. Mehrere Autos in der Straße waren nur noch Schrott und von Schutt übersät. Glück im Unglück hatten auch zahlreiche Touristen, weil sie sich entlang der Vorderseite des Unglückshauses bewegt hatten, die wie durch ein Wunder heil blieb.

Über Stunden mussten Straßen und eine Brücke in der Nähe des Unglücksortes abgesperrt werden. Die Polizei evakuierte mehr als 230 Menschen aus mehreren Gebäuden, darunter auch aus dem Nationaltheater. Die Gaszufuhr zu 19 Abnehmern wurde unterbrochen. Dennoch wurde in den Nachmittagsstunden aus der unmittelbaren Umgebung des Cafes „Slavia“ erneut Gasgeruch gemeldet. Der gerade erst wieder freigegebene Verkehr auf der vielbefahrenen Uferstraße musste daraufhin neuerlich unterbrochen werden.

Wie es zu dem Ausströmen von Gas kommen konnte, ist noch Gegenstand der Untersuchungen. Die Gasleitungen in der betroffenen Straße waren erst vor einem Monat mit einem Messwagen kontrolliert worden. Dabei waren keinerlei Mängel aufgefallen.


Weitere Artikel