„Wir kämpfen für Demokratie“
„Ich habe an der Universität Baku Internationale Beziehungen studiert und nach meinem Studium einen Jugendverein gegründet, um junge Menschen zu ermutigen, sich gesellschaftlich zu engagieren. Ich glaube, das ist ein Schritt in Richtung Demokratie. Unsere Zielgruppe sind in erster Linie Studenten, momentan haben wir mehr als 200 Mitglieder.
Wir veranstalten Flashmobs und Konferenzen. An Wochenenden gebe ich Kurse zum Thema soziales Unternehmertum. Demokratie fängt im Kopf an, deshalb müssen wir an der Einstellung zur Demokratie arbeiten. Wir wollen aufklären und die Jugend animieren, sich selbst für die Zukunft Aserbaidschans verantwortlich zu fühlen und einen Beitrag zur Veränderung zu leisten.
Angst, sich zu engagieren
Wir haben jedoch mit Hindernissen zu kämpfen, wenn es um die Arbeit mit jungen Menschen geht. Es ist oft schwierig, etwas zu veranstalten, da wir permanent von Ilham Alives Regime überwacht werden und viele Grundrechte von der Regierung beschnitten werden. Allen voran die Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit und nicht zuletzt die Pressefreiheit. Hier helfen uns soziale Medien wie Twitter und Facebook, uns zu organisieren. Es ist heutzutage viel einfacher, Neuigkeiten auszutauschen und sich zu vernetzen als noch vor fünf Jahren.
Trotzdem haben junge Menschen Angst, sich zu engagieren. Sie fürchten, dass ihnen das später zum Nachteil gerät. Gleichzeitig gibt es aber auch immer mehr Leute, die auch dann für eine bessere Zukunft kämpfen wollen, wenn es manchmal gefährlich ist.
Früher erntete ich oft Unverständnis, wenn ich an der Uni Studenten von unserem Verein erzählte. Heute ist das anders, denn die meisten kennen die Probleme. Jeder weiß, dass es demokratisch und wirtschaftlich nicht gut um Aserbaidschan steht und wie sehr Vetternwirtschaft und Korruption um sich greifen. Das hilft uns, denn wir wollen das Bewusstsein der Menschen ändern. Das funktioniert nur, wenn die Menschen offen sind.
Diese Entwicklungen geben mir Hoffnung, dass wir die Gesellschaft verändern können. Auch wenn die finanzielle und politische Situation momentan schlecht ist, bin ich trotzdem überzeugt, dass unser Tun nicht umsonst ist: Mein Traum ist, dass Aserbaidschan in fünf bis sieben Jahren zu einem freien, demokratischen und sicheren Land wird. Dazu gehört auch, dass wir ein besseres Verhältnis zu unseren Nachbarstaaten entwickeln – vor allem zu Armenien.“