„Pakt mit Verbrechern“
Kaus Johannis gilt in Rumänien als Ausnahmepolitiker. Der Bürgermeister hat Hermannstadt 2007 zur Europäischen Kulturhauptstadt gemacht, Firmen wie Continental in die Region geholt und die Altstadt restaurieren lassen. Die Bewohner haben den Siebenbürger Sachsen 2012 mit 83 Prozent zum vierten Mal wiedergewählt.
Doch seine jüngste Entscheidung spaltet Rumäniens Vorzeigestadt. Seit dem Wochenende ist der Zweimetermann der erste deutschstämmige Vize einer rumänischen Partei. Erst am Mittwoch hatte ihn der Chef der Liberalen Crin Antonescu in seine PNL geholt. Dafür erntet Johannis nun Kritik: „Ich verstehe das nicht“, sagt beispielsweise Jens Kielhorn, der zwei deutschsprachige Buchläden in Hermannstadt betreibt. Er halte nichts von Crin Antonescu. „Der gehört zu der Verbrecherbande um Victor Ponta.“
Johannis soll Ruf in der EU aufpolieren
Crin Antonescus Partei PNL regiert als Juniorpartner in einem Bündnis mit den Sozialdemokraten von Premierminister Victor Ponta. Das Bündnis ist ein Sammelbecken von Kriminellen: Ponta hat nachweislich seine Doktorarbeit abgeschrieben, sein Doktorvater, Expremier Adrian Nastase, sitzt wegen illegaler Parteifinanzierung in Haft. Mit im Bündnis ist auch die Partei von Ex-Securitate-Spitzel Dan Voiculescu. Die EU sieht schon seit längerem den Rechtsstaat in Rumänien in Gefahr. Beobachtern zufolge will Parteichef Antonescu mit dem Saubermann Johannis seinen Ruf in der EU aufpolieren.
„Ich werde Hermannstadt nicht verlassen“, erklärte Johannis. „Ich bin der PNL nicht beigetreten, um die Position von Hermannstadt zu schwächen, sondern sie zu stärken.“ Johannis will aber Regionalgouverneur werden, sollte Hermannstadt neue Regionalhauptstadt werden. Rumänien steht vor einer Verwaltungsreform, die Regionen sollen neugebildet und aufgewertet werden. Für Hermannstadt standen die Chancen bislang schlecht. Johannis‘ neuer Posten könnte das ändern. „Für Hermannstadt und auch für das Land wird der Posten langfristig ein Gewinn sein,“ sagt der Vorsitzende des Deutschen Forums Siebenbürgen, Paul-Jürgen Porr.
Will Johannis Premierminister werden?
„Er hat eine Menge Arbeitsplätze geschaffen,“ sagt ein Mann auf dem Großen Ring, dem Platz im mittelalterlichen Zentrum von Hermannstadt. „Er hat die Stadt hergerichtet. Wenn das Land so aussehen soll, müssen wir Johannis wählen.“
Johannis könnte mit seinem Wechsel an die PNL-Spitze noch Größeres verfolgen. Sein Standard-Satz lautet zwar: „Aktuell beabsichtige ich nicht, Premierminister zu werden.“ Doch schon einmal war er für das Amt im Gespräch: Crin Als Antonescu bei der Präsidentschaftswahl 2009 gegen den jetzigen Präsidenten Basescu antrat, versprach er dem Deutschen, ihn zum Premier zu machen. Doch Antonescu scheiterte bei der Wahl.
2014 will Antonescu es wieder versuchen. Seine Chancen stehen diesmal besser. So ist die Idee vom rumänischen Premier Klaus Johannis noch nicht aus der Welt. Auf dem Großen Ring in Hermannstadt trauen ihm nicht alle die Aufgabe zu: „Dieser Hut ist zu groß für ihn“, sagt ein Passant, „die Bukarester werden ihn fressen“, ein anderer.