Sex ist göttlich
Sex ist göttlich, meinen Iza und Roman aus der südpolnischen Stadt Bielsko-Biala. Sie betreiben seit zwei Jahren im Internet einen Erotikladen für katholische Ehepaare. „Alkowa malzenska“ – Alkoven der Ehe heißt ihr Online-Shop. Hinter dem keuschen Namen verbirgt sich Sexspielzeug jeder Art sowie Damenunterwäsche, Massageöle und Aphrodisiaka. „Iss mich und danach meine Freundin!“ heißt es in der Gebrauchsanweisung für einen Push Up-BH aus 330 Bonbons. Das Besondere: Das Warenangebot im „Alkowa malzenska“ ist mit Zitaten aus der Bibel sowie Worten Johannes Pauls II gespickt.
„Ertränke mich mit den Küssen seines Mundes! Ja, gut tut mehr als Wein deine Minne, gut tut der Duft deiner Öle. Als Öl hat sich dein Name ergossen, darum lieben dich die Mädchen.“ Fragmente aus dem Hohelied hängen neben einem Intim-Gel für Frauen, während Zitate aus der „Theologie des Leibes“ von Papst Johannes Paul II in die Welt der Dessous einführen. „Das Angebot richtet sich an Ehepaare, die ihr Sexualleben in Anlehnung an die christliche Lehre gestalten“, versichert Iza, die Shop-Inhaberin.
Iza und Roman, beide um die 40, lernten sich am Gymnasium kennen und heirateten nach ihrem Studium. Sie stehen der katholischen Kirche sehr nah und erziehen auch ihre vier Töchter im christlichen Glauben. Roman arbeitet als Informatiker, Iza ist Krankenschwester. Den Online-Verkauf betreiben sie nebenberuflich.
„Unsere Waren kann man auch in anderen Sex-Shops bekommen“ gibt Iza zu. „Viele gläubige Katholiken wagen es jedoch nicht, einen gewöhnlichen Sex-Shop zu betreten.“ Iza mag Erotik, aber die obszöne Ästhetik der Pornografie gefällt ihr nicht. Für sie zählt beim Sex vor allem die emotionale Bindung zum Partner. Eines Abends kam sie mit ihrem Ehemann auf die Idee zum Portal „Alkoven der Ehe“. Roman programmierte die Internetseite, Iza beschäftigte sich mit dem Ankauf der Waren. „Unsere Dessous und Spielzeuge helfen den Leuten, ihr Sexualleben attraktiver zu gestalten“, erklärt Iza.
Doch wie passt das zum katholischen Glauben? „Die Kirche verbietet den ehelichen Sex nicht. Es ist die Gabe Gottes“ so Iza. „Ehepaare können aus dieser Gabe schöpfen und sie weiterentwickeln" zitiert sie fast wörtlich Johannes Paul den II. Sie versteht nicht, wieso die Leute den Glauben von der Sexualität trennen. „Wir wollen mit dem Vorurteil aufräumen, dass sich Sex in der katholischen Ehe nur auf Pflicht und Hingabe beschränkt.“ Iza und Roman kennen andere gläubige Paare, die noch viele Jahre nach der Trauung viel Spaß im Schlafzimmer haben, weil sie ihr Sexualleben immer wieder bereichern.
„Ehepaare sollten kontinuierlich an ihrer Attraktivität im Bett arbeiten“, pflichtet Ksawery Knotz, Priester und Autor mehrerer Bücher über die christliche Sexualmoral bei. „Wenn Massagen, Duftöle oder Spitzenstrümpfe dazu beitragen, warum sollen wir darauf verzichten?“ Der Priester kennt das Portal „Alkoven der Ehe“. Er glaubt, dass es für Katholiken nützlich sein kann. „In der Kirche entsteht eine neue Strömung, die auf die Schönheit körperlicher Liebe hinweist“, so Knotz.
Geniert hingegen zeigt sich der Seelsorger der Diözese Bielko-Biala Franciszek Plonka. „Die eheliche Liebe ist ein sensibles Thema. Man sollte sie nicht mit dem Geschäft vermischen. Das ist reiner Kommerz.“ Doch Iza und Roman glauben fest daran, dass ihr Laden nicht gegen die katholische Lehre verstößt. Sie beabsichtigen, ein reales Geschäft zu eröffnen – so Gott will.
Link zur Seite: http://www.alkowamalzenska.pl/