Belarus

Kein Boykott: Eishockey-WM 2014 in Minsk

n-ost: Der Präsident des Eishockey-Weltverbands (IIHF), Rene Fasel, hat auf dem IIHF-Kongress am Wochenende die Forderungen nach einem Boykott der umstrittenen Eishockey-WM 2014 in Belarus kritisiert. Ein solcher Boykott widerspreche der Idee des Sportes. „Sport kann kein und sollte auch kein Instrument der Politik sein”, so Fasel. Was sagen Sie zu dieser Argumentation?

Franak Viachorka: Sport ist in Belarus längst zu einem politischen Instrument geworden. Ähnlich wie im Dritten Reich wird er vom Regime als Propaganda genutzt, um die scheinbaren Erfolge des autoritären Systems zu demonstrieren. Herr Fasel schaut kein belarussisches Fernsehen, aber die dortige Regierung hat bereits verkündet, dass Europa keine Probleme in Belarus sehe, welche die Eishockey-WM in Minsk in Frage stellen könnten. Der Eishockey-Weltverband ist automatisch in die Machtspiele von Lukaschenko involviert, wenn er dieser offiziellen Rhetorik zustimmt.

n-ost: Wie finden Sie die Haltung des Deutschen Eishockey-Verbandes, der zwar für die Ausrichtung der WM in Minsk ist, aber während des Turniers auf Menschenrechtsverletzungen in Belarus hinweisen will?

Die Eishockey-WM findet erst 2014 statt. Wir wissen nicht, wie viele Menschen bis dahin noch gefoltert, getötet oder inhaftiert werden. Das einzig Sinnvolle wäre es, die WM in Minsk jetzt abzublasen.

n-ost: Nachdem der IIHF sich jetzt gegen einen Boykott der WM in Minsk ausgesprochen hat – welche anderen Druckmittel hat Europa noch gegen Lukaschenko?

Vor allem kann Europa viel für Belarus tun: Erstens, indem es den Belarussen eine klare europäische Perspektive aufzeigt. Zweitens, indem es kostenlose Visa für Belarussen einführt. Drittens, indem es die Kooperation mit belarussischen Nichtregierungsorganisationen stärkt. Und was Lukaschenko betrifft: Dieser fürchtet sich allein vor wirtschaftlichen Sanktionen.

Zur Person:
Franak Viachorka (23) ist belarussischer Bürgerrechtler und Journalist. Gegenwärtig ist er bei Radio Free Europe in Prag im Rahmen des Vaclav Havel Fellowships tätig.


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