Rätselhafter Mord an Star-Anwalt
Der ehemalige slowakische Verfassungsrichter Ernest Valko ist tot. Der 57-Jährige wurde in der Nacht zum Dienstag erschossen in seinem Haus bei Bratislava gefunden – nur 100 Meter von der Residenz des slowakischen Präsidenten Ivan Gasparovic entfernt. „Er wurde mit einem Schuss aus einer Entfernung von wenigen Metern direkt zwischen Lunge und Herz getroffen “, sagte Polizeipräsident Jaroslav Spisiak am Dienstag vor Journalisten.
Ernest Valko war 1992 zum Vorsitzenden des Verfassungsgerichts der Tschechoslowakei gewählt worden. Nachdem das Land kurze Zeit später zerfiel, stieg er zum renommiertesten Anwalt des Landes auf, der führende internationale Firmen und Politiker vor Gericht vertrat. Seit 1998 arbeitete Valko für die slowakische Regierungspartei SDKÚ und verteidigte in Gerichtsprozessen staatliche Firmen.
Erst vor wenigen Tagen war Ernest Valko Aufsichtsratsmitglied im größten slowakischen Gasbetrieb SPP geworden. Im Mai dieses Jahres hatte er für die SPP einen Prozess gegen einen ausländischen Gläubiger gewonnen, der eine Milliarde slowakischen Kronen (ca. 33 Mio. Euro) von dem Gasunternehmen verlangte. Die ausländische Firma hatte Wertpapiere eingekauft, die der ehemalige SPP-Generaldirektor und Ex-Wirtschaftsminister Jan Ducky 1998 ausgestellt hatte. Die Generalstaatsanwaltschaft der Slowakischen Republik entschied im Mai diesen Jahres, diese Wertpapiere nicht anzuerkennen, da sie unter ungeklärten Umständen ausgestellt worden seien. Ducky selbst konnte sich zu den Vorwürfen nicht äußern – er wurde im Januar 1999 ermordet. Aufgeklärt ist sein Tod bis heute nicht.
Darüber hinaus vertrat Staranwalt Valko Politiker wie den heutigen Finanzminister Ivan Mikloš, als dieser gerichtlich gegen Ex-Premier Robert Fico vorging. Dieser hatte ihm Bereicherung im Zusammenhang mit der Privatisierung des Gasunternehmens SPP vorgeworfen.
Im November 2006 wurde der aus der Ostslowakei stammende Anwalt der slowakischen Tageszeitung Pravda zufolge selbst verhaftet. Die Justiz warf ihm die Erpressung der Brüder Vittek vor, denen Valko Grundstücke im Westen von Bratislava abgekauft hatte. Valko stritt die Anschuldigungen ab und die Staatsanwalt stellte das Verfahren ein. Dennoch bat der Jurist das slowakische Innenministerium um Personenschutz.
Das Motiv an Ernest Valkos Mord ist bisher unklar. „Valko war in zahlreichen schwerwiegenden Fällen engagiert und verfügte über Informationen verschiedenster Seiten. Jetzt voreilige Schlüsse zu ziehen, wäre mehr als mutig“, sagte der slowakische Sicherheitsanalytiker Ivo Samson der slowakischen Zeitung SME. Innenminister
Daniel Lipsic, ein Freund des Ermordeten, erklärte am Dienstag: „Die Behörde für den Kampf gegen organisierte Kriminalität hat die Ermittlungen übernommen. Wir tun alles in unserer Macht stehende, um die Täter zu finden.“
Slowakische Politiker zeigten sich erschrocken über das Ausmaß der Tat. Der Chef der Regierungspartei SDKU, der ehemalige slowakische Premier Mikulas Dzurinda, bezeichnete den Mord als „verwerfliche Tat, die einen Schatten auf das ganze Land wirft“.