Polen

Anerkennung für Unfall-Hilfe

Die ersten Worte von Donald Tusk nach dem Busunglück waren Deutsch. „Wir bedanken uns für die Hilfe“ sagte der polnische Premierminister, als er am Sonntag die Verletzten in einem brandenburgischen Krankenhaus besuchte. „Das ist alles, was ich jetzt sagen kann.“ Keine politischen Floskeln, sondern einfache Worte.

Obwohl es eine Deutsche war, die am Sonntag den polnischen Reisebus auf der A10 rammte und damit den schweren Unfall mit 13 Toten verursachte, zollen viele Polen den deutschen Hilfskräften Anerkennung. „Wir bedanken uns bei Euch, dem deutschen Volk, für Eure Hilfe und Euren Einsatz“, schreibt ein Besucher des populären Internetforums  gazeta.pl. „Es ist beindruckend, wie schnell und gut organisiert Hilfe geleistet wurde, Hut ab“, so ein anderen Kommentator. Auch Fernsehen und Rundfunk wiederholen die lobenden Worte von polnischen Diplomaten und der Verletzten über die gute Betreuung in Deutschland.

Gleichzeitig diskutiert Polen nun über die Gründe des Unfalls. Die polnische Polizei wiederholt die Vermutung ihrer deutschen Kollegen, dass eine Deutsche schuld an dem Unglück sei. Mit dem Bus selbst sei alles in Ordnung gewesen. Das Fahrzeug war zwar bereits zwölf Jahre alt, war aber vor einem Jahr gründlich überholt worden. Zwei Fahrer hatten sich auf der Fahrt von Barcelona nach Polen abgewechselt. Eine halbe Stunde vor dem Unfall hatte der Bus noch an einem Rastplatz gehalten.

Es sei ein unvermeidbarer Unfall gewesen, sagt Jacek Pok von der Akademie für Verkehrssicherheit in Stettin. „Als der Bus von einem PKW unerwartet gerammt wurde, hatte der Fahrer keine Ausweichmöglichkeit“, sagte er. Es sei ein menschlicher Faktor gewesen.

Doch die Polizei weist darauf hin, dass bei diesem Unfall nicht alle Sicherheitsmaßnahmen eingehalten wurden. „Viele Opfer wurden aus dem Bus geschleudert. Das beweist, dass die Fahrgäste nicht angeschnallt waren“, sagt Marek Kakolewski von der polnischen Verkehrspolizei. Dabei müssen seit 2007 auch alle in Polen zugelassenen Reisebusse mit Anschnallgurten ausgestattet sein. „Der Fahrer darf nicht starten, wenn nicht alle Passagiere angeschnallt sind“, so Kakolewski. Jedoch gebe es keine Nachrüstungspflicht für Busse, die noch nicht mit Gurten ausgestattet seien. „Die meisten Reisenden sagen mir dann, es sei unbequem, 30 Stunden angeschnallt zu bleiben“, zitiert der Fernsehsender TVN 24 eine Reiseführerin.

Die Angehörigen müssen die Todesopfer zum Teil noch identifizieren. Die psychologische Unterstützung in Deutschland sei wegen der sprachlichen Barriere oft nicht ausreichend, bemängeln die polnischen Behörden. Eine vollständige Namenliste der Opfer sei noch nicht veröffentlicht. Bisher wurde nur ein Name offiziell bestätigt.

Am Montag verhängte Präsident Bronislaw Komorowski in der Woiwodschaft Westpommern den Trauerzustand. Aus dem dortigen Städtchen Zlocieniec unweit von Stettin stammten die meisten Opfer.


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