Polen

EM 2012 – Vorbereitungen verzögern sich

Das erste EM-Stadion in Polen steht: Der Bau in Posen (Poznan) wird vom britischen Rock-Star Sting am 20. September mit einem Konzert eröffnet. Grund zum Jubeln gibt es angesichts der Vorbereitungen für die Fußball-EM 2012 in Polen ansonsten wenig. Denn die Projekte hinken dem Zeitplan deutlich hinterher. Das geht aus der neusten Studie der staatlichen Obersten Kontrollkammer (NIK) hervor. Zwar bezieht sich die Untersuchung auf die Jahre 2008 und 2009, dennoch warnt NIK-Chef Jacek Jezierski davor, dass sich fast die Hälfte aller kontrollierten Investitionen verspäten und manche nicht vor der Europameisterschaft fertig werden könnten.

Die NIK lobte den Vorgang der Bauarbeiten an den Stadien, deutete aber auf andere Versäumnisse hin. „Vor allem verzögern sich die Infrastruktur-Projekte: Straßen, Flughäfen, Bahnhöfe und Schienennetze werden zu langsam gebaut. Die ganze Infrastruktur, die die Fans zur EM hinführen und ihnen das Reisen vor Ort erleichtern soll, wackelt“, so NIK-Chef Jezierski auf einer Pressekonferenz.

„Rusz sie!“ („Beweg dich!“), so feuern polnische Fußballfans ihre Mannschaften an. Mit Blick auf die NIK-Studie sollten sich auch die Verantwortlichen vieler Bauprojekte sputen. Auf der roten Liste der NIK stehen etwa die Modernisierung des Flughafens sowie des Bahnhofs in Posen, der Bau des letzten Autobahnteilstücks von Berlin nach Warschau oder der beiden Zufahrtstraßen zum Stadion in Danzig. Die Arbeiten an der 144 km langen Teilstrecke der Nord-Süd-Autobahn A4 nahe der Stadt Lodz sind wegen Kreditschwierigkeiten ins Stocken geraten. Der  Ausbau der A4 in Schlesien konnte lange nicht beginnen, denn der Investor hatte dem österreiche Konzern Alpine-Bau wegen Versäumnissen gekündigt. Das neue Bewerbungsverfahren gewann erneut Alpine-Bau. Die Firma hatte das beste Angebot gemacht und versprochen, die Strecke für den halben Preis (rund 125 Millionen Euro) fertigzustellen.

Noch schlechter schneiden die Investoren der Express-Straßen in der NIK-Studie ab. Die Verbesserung der Infrastruktur geht nur schleppend voran. Projekte, die keine Chance auf Realisierung haben, werden vom Masterplan einfach entfernt.

Harte Kritik übt der NIK-Chef an der Gesellschaft Pl.2012, die die Vorbereitungen koordiniert. Sie soll einen Teil der Aufgaben entweder nicht kompetent oder gar nicht erfüllt haben, lautet der Vorwurf der NIK. Alle vier Monate veröffentlicht die Pl.2012 einen Bericht über den Stand der Vorbereitungen. Laut letzter Veröffentlichung verliefen die Arbeiten Ende Juni ohne ernsthafte Störungen. Die Ergebnisse der NIK-Kontrolle unterscheiden sich jedoch an mehreren Stellen vom Masterplan der Pl.2012.

Die Pl.2012 weist die Kritik zurück. „Die Vorwürfe spiegeln nicht den Stand der Vorbereitungen auf die Europameisterschaften wider, die vom Europäischen Fußballverband UEFA sehr hoch eingeschätzt werden. UEFA-Chef Michel Platini betonte neulich, dass unsere Vorgehensweise sehr gut ist“, so Mikolaj Piotrowski, Sprecher der Gesellschaft Pl.2012. Die Regierung stellt sich auf Seite der Gesellschaft. „Die Meisterschaften sind nicht gefährdet“, wiederholt Sportminister Adam Giersz.


Weitere Artikel