Polen

Glamour an der Ostsee

Anreise von Deutschland:
Mit Air Berlin von Berlin, Köln, München u.s.w. nach Danzig (Lech Walesa Flughafen)
Mit Wizz Air von Hamburg Lübeck, Köln nach Danzig

Täglich fahren Züge von Berlin Hauptbahnhof nach Danzig Hauptbahnhof (Gdansk Glowny). Von dort geht es weiter mit dem SKM-Zug bis Sopot Glowny.
Vom Hauptbahnhof Danzig kann man auch ein Taxi nach Sopot nehmen. Die Fahrt kostet etwa 15 Euro.

Eine Übernachtung im „Sofitel Grand Hotel“ gibt es für zwei Personen ab 219 Euro/Nacht.


Es steht da wie eine wehrhafte Burg. Vier Etagen neobarocke Pracht aus Stein, unter jedem Fenster ein filigraner Balkon. Vom nahe gelegenen See-Steg, der mit seinen 511 Metern Länge die längste Holzbrücke Europas ist, kann man das Grand Hotel im polnischen Ostseebad Sopot (deutsch: Zoppot) von der Meeresseite aus bewundern. Die Luxusherberge umweht ein besonderer Ruf. Sie steht für Promis und für große Ereignisse. Polnische und internationale Staatsgrößen und Show-Stars haben hier übernachtet: Marlene Dietrich, Omar Sharif, Charles de Gaulle. Nicht nur die große Politik, auch Musik und die berühmte Wald-Oper in Sopot sind mit dem Grand Hotel verbunden. Der staunende Spaziergänger kann nur erahnen, welcher Luxus sich hinter der massiven Fassade verbirgt – und welch kleine Geschichten.

Andrzej Grochowski, 57 Jahre alt, in dunkler Uniform, schiebt einen riesigen Wäschewagen durch die langen Korridore des Hotels, das 2006 aufwendig im Art Deco Stil renoviert wurde. Der Tag im Grand Hotel hat gerade angefangen. Auf den Fluren und im Restaurant ist noch niemand zu sehen. Doch im Untergeschoss herrscht reges Treiben. „Ich komme früh am Morgen und sortiere alles.“ Andrzej arbeitet im Etagendienst des Hotels und ist verantwortlich für die Reinigung der Gästewäsche.

Andrzej war noch ein Teenager als Charles de Gaulle hier zu Gast war. Stundenlang hatte er vor dem Eingang gewartet, um den General zu sehen. Heute putzt er das Appartement, in dem der französische General übernachtet hatte, mit etwas Sentimentalität. Drei prachtvolle Salons, die zugleich als Museum dienen, dazu eine riesige Privat-Terrasse mit Seeblick – dieser Luxus kostet ca. 800 Euro pro Nacht. Die Hotelangestellte Karolina Ambroziak betont: „Das sind teilweise Originale. Einige Stücke wurden extra für Charles de Gaulle entworfen.“ Karolina Ambroziak zeigt auf die Möbel: „Dieser Tisch mit Ornamenten, die Stühle, diese Kommode da. Die Lampe ist auch original."

Auf der geräumigen Terrasse des Hotels wurden 1939 riesige Fernrohre installiert. Von hier aus konnten Adolf Hitler und sein Kriegsstab die polnische Verteidigung auf der Halbinsel Hel beobachten. Und so fasziniert das Grand Hotel auch Historiker. Andrzej Dietrich und Zbyszek Okuniewski erforschen seit Jahren die Geschichte des Grand Hotels. Bei einer ihrer Recherchen stießen sie auf ein Dokument, das für den deutschen Kriegsstab angefertigt wurde. „Auf diesem Dokument ist zu erkennen, in welchen Zimmern Hitler und seine Mitarbeiter gewohnt haben, wo das Pressezentrum war, wo die Adjutanten untergebracht waren und so weiter“, erklärt Zbyszek Okuniewski. Bald wollen sie den Beleg in Sopot in einer Ausstellung zeigen.

In Sopot dürften sie damit auf großes Interesse stoßen. Fast jeder der Einwohner verbindet eine Geschichte mit der Luxusburg, die seit 2010 unter dem Namen „Sofitel Grand Sopot“ firmiert. „Als Kind stand ich vor dem Grand Hotel und habe auf die Stars gewartet“, erinnert sich Wojciech Fulek, der stellvertretende Bürgermeister von Sopot.

Doch bis heute kommen nicht nur die großen Namen an den polnischen Küstenort. Jedes Jahr besuchen mehr als zwei Millionen Touristen die Stadt an der Ostsee. Die Anziehungskraft Sopots liegt vor allem in der besonderen Lage: Sopot erstreckt sich malerisch zwischen einem Landschaftspark und Seestränden. Theater und Galerien locken die Besucher, Sportbegeisterte können Fahrradausflüge unternehmen, Surfen, Kiten oder Reiten. Wer seinen Urlaub im Herbst etwas ruhiger verbringen will, ist hier ebenso richtig. Die wunderschöne Architektur und die kleinen Seitengassen machen aus dieser Stadt im Herbst einen Ort der Ruhe und Erholung. Wer Glück hat, bekommt vielleicht eine Geschichte erzählt. Wojciech Fulek hat sein Autogrammbuch von damals bis heute aufgehoben.


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