Slowakei

Der WM-Debütant gegen den Weltmeister

Pavel Machava aus der slowakischen Stadt Banská Bystrica ist optimistisch. Der Fußball-Fan glaubt fest an den Erfolg seiner Mannschaft, obwohl die Slowakei als WM-Debütant ausgerechnet in der Gruppe des amtierenden Weltmeisters Italien gelandet ist. „Wir haben ein talentiertes junges Team, und viele unserer Spieler bringen sehr gute Erfahrungen aus ausländischen Fußballklubs mit, wie etwa aus dem renommierten FC Chelsea“, so der PR-Manager aus der Mittelslowakei.

Der Slowakei ist es zum ersten Mal in ihrer Geschichte gelungen, sich für die Fußballweltmeisterschaft zu qualifizieren. Verantwortlich dafür war ein glücklicher Zufall: Nur ein Eigentor der polnischen Mannschaft in der Qualifikationsrunde ermöglichte die Teilnahme.

„Die Slowakei ist ein sehr kleines Land, und um bekannter zu werden, braucht sie eindeutig den WM-Erfolg. Wir haben deshalb eine große Verantwortung dafür, dass uns die WM gelingt“, sagte der Stürmer und gleichzeitige Bundesliga-Spieler für Bochum Stano Šesták kürzlich der slowakischen Zeitung „Šport“.

Neben Šesták nehmen noch vier weitere Bundesliga-Spieler an der WM teil. Als Stürmer unterstützen das Team Peter Pekarík vom VfL Wolfsburg und Erik Jendrišek vom Schalke 04. Dem Verteidiger Radoslav Zabavník vom 1. FSV Mainz folgt der Bundesliga-Neuling Ján Ďurica, der die Frühjahrsaison in Hannover spielte.

„Die Bundesliga gehört zur Fußballspitze in Europa. Die Tatsache, dass sich slowakische Spieler dorthin qualifizierten, spricht für deren Qualität “, sagt Fan Pavel Machava. Der 34-jährige glaubt, dass die Slowakei gegen die Gegner Neuseeland und Paraguay beste Chancen hat. „Gegen den amtierenden Weltmeister Italien zu gewinnen, ist wahrscheinlich eine Illusion. Aber der zweite Platz genügt auch“, sagt er.

Doch nicht alle sind so optimistisch. Zwar haben viele Spieler Verträge mit ausländischen Klubs, doch nur zwei kommen aus einheimischen Vereinen. Selbst der im slowakischen WM-Team als Mittelfeldspieler nominierte Sohn der Nationaltrainers Vladimír Weiss schießt sonst Tore für Manchester City. Die Situation in der slowakischen Liga bedrückt die Fans zurzeit allerdings weniger. „Wir glauben an den Trainer und an die Spieler. So eine starke Fußballfamilie kommt nur einmal in der Geschichte vor“, ist Fußballfan Machava überzeugt. Der jetzige Trainer Weiss spielte vor 20 Jahren für die Tschechoslowakei bei der Fußball-WM in Italien, sein 71-jähriger Vater bewahrt zu Hause die silberne Medaille aus der Olympiade in Tokio 1964 auf.

Von der Teilnahme der Slowakei an der WM profitieren auch Wettbüros im ganzen Land. Laut der Wettgesellschaft Bwin ist das Fußballchampionat das wichtigste Sportereignis der vergangenen vier Jahre. Der Kurs auf das Vorankommen der Slowakei aus der F-Gruppe beträgt das 2,5fache der gewetteten Summe. Manche Slowaken haben sogar auf die Landsleute als Weltmeister gesetzt.

„Wenn wir weiterkommen, feiern wir“, meint Machava. Der PR-Manager hat sein Fußballtrikot schon bereit gelegt, er schaut sich die Spiele mit Freunden in einer Kneipe an. „Ein Erfolg bei der WM würde dem slowakischen Fußball sicherlich helfen und wieder mehr Zuschauer auch in die heimische Liga holen“, hofft er.


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