POLEN/UKRAINE: EM 2012 - Stand der Vorbereitungen
EM-VORBEREITUNGEN LAUFEN AUF HOCHTOUREN
In Polen wird das erste Stadion fertiggestellt / Ukraine als Austragungsort gefährdet
(n-ost) – Auf seiner Website listet das für die Vorbereitung der EM gegründete polnische Büro PL.2012 hunderte Einzelprojekte auf. 46 davon werden als „Schlüsselprojekte“ bezeichnet: Der Bau von Stadien, Flug- und Bahnhöfen, Autobahnen, sowie die Modernisierung des Nahverkehrs in den Gastgeberstädten stehen im Zeitplan. Alle vier Monate publiziert das Büro PL.2012 einen Bericht. An Ampelfarben kann man erkennen, ob die Investitionen planmäßig verlaufen. Im neusten Rapport steht bei den wichtigsten Projekten in Polen die Ampel auf grün.
Auf das Ende der Bauarbeiten am Stadtstadion im westpolnischen Posen freut sich Piotr Organista allerdings nur begrenzt. Der Bauinspekteur beim Büro Euro-Poznan 2012 ist einerseits glücklich, dass die erste EM-Arena ausgerechnet in seiner Heimatstadt entsteht. Doch mit der Öffnung des Stadions für die Fans des polnischen Erstligisten Lech geht sein Arbeitsvertrag mit der Stadtverwaltung zu Ende. Was danach kommt, weiß er nicht. Der Bau soll in zwei Monaten fertig gestellt sein, die letzten Vorbereitungen für die Übergabe an den Investor werden getroffen. Die offizielle Eröffnung ist für Ende September geplant. „Wir sind im Zeitplan“, versichert Organista.
Bei der Einrichtung der Baltic-Arena in Danzig sowie des Nationalen Stadions in Warschau stehen ebenfalls alle Ampeln auf Grün. Nur in Breslau gibt es Probleme: Im vergangenen Jahr hatte die Stadt den Vertrag mit dem polnisch-griechischen Bauträger Mostostal wegen zahlreicher Verzögerungen gekündigt. Das Büro Pl.2012 stuft das Projekt als „kritisch“ verspätet ein und droht der Stadt, die Austragungsrechte statt dessen an die Städte Krakau und Chrozow zu übertragen. Trotzdem will das Breslauer Management die Frist unbedingt einhalten. Inzwischen hat das deutsche Unternehmen Max Bögl den Auftrag übernommen. Der Bürgermeister von Breslau versichert, das Stadion werde innerhalb eines Jahres fertig sein.
„Wir schaffen es nicht bis 2012“ – gibt Marcin Hadaj zu, Sprecher der Autobahnverwaltung (GDDKiA). Die Bauarbeiten der 144 km langen Strecke der Nord-Süd-Autobahn A4 bei der Stadt Lódz sind wegen Kreditschwierigkeiten ins Stocken geraten und inzwischen aus dem Masterplan gestrichen worden. Bei allen anderen Investitionen in die Autobahn leuchtet die Ampel der Organisatoren aber grün. In zwei Jahren werden moderne Straßen Deutschland mit Warschau und der Ukraine verbinden. Darüber hinaus entstehen vor der EM noch einige hundert Kilometer Schnell- und Umgehungsstraßen. Die Modernisierung des maroden Schienennetzes verläuft ebenfalls planmäßig. „Alle elf Projekte werden ohne Versäumnisse durchgeführt“, bestätigt Kazimierz Peryt, Direktor des EM-2012-Büros bei der polnischen Bahn.
Zwischen 2008 und 2012 werden über eine Milliarde Euro in die Verbesserung des Flugverkehrs investiert. So erhält Danzig ein zweites Terminal, wo zunächst drei, später fünf Millionen Passagiere abgefertigt werden können. In Krakau sollen durch den Ausbau des Terminals die Kapazitäten von bisher vier Millionen Passagieren verdoppelt werden. Für die erfolgreiche Ausführung der EM bestehe keine Gefahr, beteuert Elzbieta Jurga aus dem Büro Pl.2012. „78 Prozent aller Schlüsselprojekte werden derzeit planmäßig realisiert“.
Wie der Stand der Vorbereitungen in der Ukraine ist, bleibt dagegen weiter unklar. Die Ukrainer führen keinen Kalender über Investitionen und Bauprojekte. Allerdings kommt aus Kiew ein endgültiger Alarmruf: Uefa-Chef Michel Plattini drohte, wenn das Land innerhalb von zwei Monaten seine Vorbereitungen nicht beschleunige, werde es die EM 2012 verlieren. Wegen der politischen und wirtschaftlichen Krise ist noch kein Aufschwung in Sicht.
Marcin Rogozinski
ENDE
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