Polen

NATO sucht Kriegsschrott in der Ostsee

Schöne Strände, die Wellen plätschern friedlich: Die Ostsee ist bei Touristen beliebt. Doch kaum einer denkt beim Genießen der Meeresfrische daran, dass in den Tiefen allerlei Kriegsschrott  liegt. Tausende Tonnen von Minen und Bomben versanken in den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts in der See, entweder als Blindgänger oder deshalb, weil sie schlichtweg nicht mehr gebraucht wurden.

In der Vergangenheit hat sich der Kriegsschrott zu einer Gefahr für die Menschen, die Fischerei und nicht zuletzt für die Wirtschaft sowie die internationale Handelsschifffahrt entwickelt. Deshalb bemüht sich die NATO, die Hinterlassenschaften des Ersten und Zweiten Weltkriegs zu bergen und unschädlich zu machen. Ab heute (15. März) sind vor der polnischen Küste zwischen Gdansk und Gdynia Schiffe aus Belgien, Holland, England, Deutschland und Polen mit insgesamt 230 Frauen und Männern im Einsatz. Die Bundesmarine stellt dafür den Minenräumer „Passau“ zur Verfügung.                                     
                     Ive van Asten bereitet sich auf den Einsatz auf dem beglischen Schiff vor.
                                                 Foto: Katarzyna Tuszynska

Der polnische Kommandant Krzysztof Rybak sieht den Einsatz vor seiner Haustür als Botschaft an das übrige Ausland: „Auch andere Staaten müssten etwas für die Sicherheit der Seefahrt tun.“ Und noch etwas Positives hat der Einsatz nach  Rybaks Überzeugung: „Bei dieser Aktion treffen verschiedene Kulturen, Befehlshaber und unterschiedliche Erfahrungen aufeinander.“ Alle Beteiligten könnten voneinander lernen.

Dieser Meinung schließt sich Heiko Thun, Chef der „Passau“, an: „Es ist natürlich immer eine Herausforderung in einem NATO-Verband zu fahren.“ Einsätze wie der vor der polnischen Küste dienten  nicht nur der Sicherheit auf See und an den Küsten. Gleichzeitig könnten die NATO-Verbände ihr Zusammenspiel trainieren.

„Das internationale NATO-Team war bereits im vergangenen Jahr in der Ryska Bucht vor Finnland im Einsatz“, erklärt Piotr Adamczak, Pressesprecher des vor Gdansk arbeitenden polnischen Verbandes. „Dort wurde eine halbe Tonne an Sprengladungen aller Art geborgen. Und erst vor wenigen Tagen haben die NATO-Schiffe vor der niederländischen und belgischen Küste elf Bomben und drei Minen aus dem Wasser gefischt – das waren insgesamt vier Tonnen.“ Um die Gefahr für Menschen und Material zu minimieren, suchen Schiffe bereits seit den 70er Jahren die Küstengewässer von Nord- und Ostsee ab.

Nach Auskunft von Kommandant Rybak gibt es noch immer zahlreiche Seegebiete, in denen wegen des Kriegsschrotts die Gefahr von Verletzungen und Schäden ziemlich hoch sei. Dazu gehörten weite Bereiche vor der estnischen, lettischen und litauischen Küste. Die durch den strengen Winter entstandene dicke Eisdecke auf der Ostsee habe den Einsatz dort bislang verhindert. Doch Rybak gibt sich zuversichtlich: „Im Juni wollen wir auch diese Länder unterstützen. Wir werden öfter dorthin fahren.“


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