Ein Museum für Valentinstag-Muffel
Unscheinbar hängt die Axt an der Wand, aber die Notiz daneben hat es in sich. Mit diesem Werkzeug habe sie die Möbel einer abtrünnigen Liebschaft zu Kleinholz verarbeitet, schreibt die anonyme Stifterin aus Berlin. Sie ist eine von vielen Menschen aus aller Welt, die dem „Museum of Broken Relationships“ ein persönliches Andenken geschenkt haben. Es sind mehr oder weniger sentimentale Überbleibsel beendeter Beziehungen, versehen mit kurzen Erklärungen der Stifter.
„Jede Liebe lässt etwas zurück“, sagt Museumsleiter Drazen Grubisic. Die Idee von ihm und seiner Kollegin Olinka Vistica, die gleichzeitig auch seine Ex-Freundin ist, sei gewesen, „einen Ort zu schaffen, an den die Menschen diese Erinnerungsstücke bringen können“. Wegwerfen oder verbrennen, wie es einem Psychologen und Ratgeber gerne weismachten, bringe überhaupt nichts. Da ist sich Grubisic sicher.
Eine Axt statt Rosen
Vor knapp zweieinhalb Jahren öffnete das ungewöhnliche Museum und feiert seitdem Erfolge. 2011 gewann es den prestigeträchtigen Kenneth Hudson Award des Europäischen Museumsforums. Besonders bei ausländischen Touristen ist die innovative Dauerausstellung beliebt. „Es ist völlig anders als die anderen Museen, die wir auf unserer Europareise bisher besucht haben“, sagt eine Frau aus Saudi-Arabien. Sie und ihr Mann nehmen sich viel Zeit, um die einzelnen Ausstellungsstücke und die dazugehörigen Texte zu studieren. Ein verblasstes Hochzeitsbild erzählt die Geschichte einer gescheiterten Ehe, ein Kuscheltier die einer Jugendliebe, die eigentlich nur ein Missverständnis war. Für Paare sei der Besuch hier besonders intensiv, weiß die Museumsleitung. Schließlich bekämen sie gezeigt, wie schnell eine Beziehung in die Brüche gehen kann. „Von denen sind viele ganz froh, wenn sie den Rundgang hinter sich haben“, sagt Grubisic und kann sich ein mildes Grinsen nicht verkneifen.
Und so sind es auch heute vor allem Singles, die das kleine Haus in Zagrebs Altstadt aufsuchen. Während sich draußen auf dem Blumenmarkt die Rosenverkäufer auf das dicke Geschäft rund um den Valentinstag vorbereiten, drehen sie hier drinnen ihre einsamen Runden: Unglücklich Verliebte, Verschmähte, Gehörnte, auf der Suche nach Schicksalen, in denen sie sich vielleicht auch selbst wiederfinden können.
Traurig, bizarr, lustig
„Manche Geschichten sind richtig traurig, andere auf so bizarre Weise tragisch, dass sie schon wieder lustig sind“, sagt eine amerikanische Besucherin. Vor allem die Ecke, in der es um Sex geht, hat es ihr angetan. Ein essbarer Stringtanga und ein Paar plüschige Handschellen sind Zeugnisse von Beziehungen, in denen die Meinungen über den Umgang mit der Lust offensichtlich auseinandergingen. Daneben hängt ein großer Pappmaché-Busen. Eine Frau aus Serbien hat ihn dem Museum überlassen. Ihr kurzer Begleittext spricht Bände: „Nach drei Jahren Beziehung schenkte mir mein Mann dieses Paar falscher Brüste. Ich sollte es beim Sex tragen, weil ihn das antörnen würde. Ich war so enttäuscht und habe ihn verlassen.“
Bevor Drazen Grubisic und seine Ex-Freundin 2010 im neuen Museum die permanente Ausstellung eröffneten, tourten sie mit einer Wanderausstellung der zerbrochenen Herzen vier Jahre lang rund um den Globus. Wohin sie auch kamen, die Leute hätten ihnen ihre privaten Objekte gerne überlassen, sagt Sammler Grubisic. Viele seien regelrecht erleichtert gewesen, endlich erzählen zu können, warum ihre Beziehungen gescheitert waren.
In seinem Trennungsmuseum können die Menschen einen „Anti-Valentinstag“ begehen, hat Grubisic einmal in einem Zeitungsinterview gesagt. Das mag forsch klingen, nach dem Besuch aber wird klar, wie er es wohl gemeint hat. Auch im „Museum of Broken Relationships“ geht es um Liebe. Es ist eine andere Seite der Liebe, eine stille und immer noch weitgehend ungeteilte.