Diebe stehlen Schild im KZ Auschwitz
Schriftzug „Arbeit macht frei” wurde durch Kopie ersetzt
(n-ost) – In der Nacht zum Freitag ist aus dem Museum im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz (Oświęcim) ein bekanntes Schild mit Aufschrift „Arbeit macht frei“ gestohlen worden. Einbrecher hatten ein Loch in die Mauer geschlagen, sich auf das Gelände geschlichen, den Schriftzug abgeschraubt und ihn in ihrem Wagen abtransportiert. Vermutlich ist der Diebstahl zwischen 4 und 5 Uhr am Morgen passiert – zu jener Zeit, in der sich die Wächter gewöhnlich auf der anderen Seite des Geländes befinden.
Die Polizei vermutet, dass die Einbrecher gut über die Verhältnisse in dem Museum informiert waren. Sie wussten offenbar nicht nur, zu welchem Zeitpunkt die Wächter nicht anwesend sind, sondern auch, dass die Kamera vor der Tür nur teilweise funktioniert. Das Geschehen vor dem Eingang wird zwar über die Kamera beobachtet, aber nicht aufgezeichnet. Für einen modernes System fehlt dem Museum offenbar das Geld. Deshalb stehen der Polizei keine Bilder aus der Nacht zu Verfügung.
Die Polizei setzte eine Belohnung in Hohe von 5.000 Zlotys (ca. 1200 Euro) für jede Information aus, die zu den Täter führen könnte. Die ersten Hinweise über vermutliche Metallsammler sehen Polizei und Museumführung eher skeptisch. Die Aktion sei professionell organisiert gewesen – für normale Diebe zu aufwendig und zu riskant.
„Es ist eine unvorstellbare Sache“ , sagte Andrzej Przewoznik, Sekretär des Rates für den Schutz von Gedenkorten. „Es gab bisher wohl keinen ähnlichen Fall, keinen solch frechen Diebstahl, an einem Ort, der für viele einfach heilig ist. Es kann keine zufällige Aktion gewesen sein.“ Empört reagierte auch das Außenministerium. Ein Diebstahl dieses besonderen Symbols sei entrüstend, hieß es, egal aus welchem Grund die Schrift gestohlen worden sei.
Das Museum hat den gestohlenen Schriftzug bereits durch eine Kopie ersetzt. Sie war 2006 angefertigt worden, als der originale Schriftzug restauriert wurde. „Hoffentlich nicht für lange“, sagte der Museumssprecher. Polizei und Museum hoffen auf die Hilfe und Hinweise aus der Bevölkerung.
Der Diebstahl ist nur zwei Tage nach einer guten Nachricht für das Museum passiert. Am Mittwoch hat die deutsche Regierung für die Restaurierung des Museums eine finanzielle Unterstützung in Hohe von 60 Millionen Euro zugesagt, finanziert je zur Hälfte von Bund und Ländern. Wegen der schlechten finanziellen Lage sind einige Gebäude und Exponate in Auschwitz marode. Bisher wurde das Museum fast ausschließlich aus dem polnischen Haushalt und eigenen Mittel finanziert. Die ausländische Hilfe betrug bislang unter fünf Prozent. Um die Reste des ehemaligen KZs zu erhalten, benötigt das Museum ca. 120 Millionen Euro. Das Geld würde wohl auch für ein besseres Sicherheitssystem eingesetzt werden, damit sich solche Fälle in Zukunft nicht wiederholen.
Hintergrund
Auschwitz-Birkenau war in der Nazi-Zeit ein Konzentrationslagerkomplex in der Nähe der polnischen Stadt Oswiecim. Gebaut 1940 als Lager für politische Gefangene, vor allem Polen, wurde es im Laufe der Zeit ausgebaut und diente bald als Vernichtungslager für Juden, Polen, Sinti und sowjetische Kriegsgefangene. Rund eine Million Menschen kamen in den Gaskammern des Lagers um. Im August 1944 begann die Liquidation des Lagers, die mit weiteren Massenmorden und „Todesmärschen“ verbunden war. Am 27. Januar 1945 wurde das Lager von sowjetischen Truppen befreit. Auschwitz-Birkenau ist der einzige NS-Konzentrationslager, das sich auf der Liste der UNESCO Kulturerbe befindet.Agnieszka Hreczuk
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