DER HELLER IST BALD KEINEN HELLER MEHR WERT
(n-ost) – Das waren noch Zeiten, als man Schulden „auf Heller und Pfennig“ eintreiben konnte. Den Pfennig gibt es in Deutschland seit der Einführung des Euro nicht mehr. Und jetzt geht es auch dem Heller an den Kragen: Tschechiens kleinste Währungseinheit, die 50-Heller-Münze, verschwindet Ende August. Ab dem 1. September ist der Heller dann keinen roten Heller mehr wert. Kleinste Währungseinheit im Nachbarland wird dann die 1-Kronen-Münze.
Der tschechische Heller ist bald keinen roten Heller mehr wert. Ab 1. September 2008 wird nur noch mit Kronen bezahlt. Foto: Björn Steinz
Nach 116 Jahren endet damit der Heller als Zahlungsmittel in Böhmen und Mähren. 1892 war der Heller unter Kaiser Franz Josef eingeführt worden. Sein Ende kam Stück für Stück: den Anfang machten die 1- und die 5-Heller-Münzen, die schon am Silvestertag 1992 aus dem Verkehr gezogen wurden. Übrigens zeitgleich mit dem Ende der Tschechoslowakei, die an diesem Tag zu bestehen aufhörte. Die 10- und 20-Heller-Münzen galten noch ein bisschen länger. Das Aus für sie kam erst am 31. Oktober 2003. Doch das Ende der 50-Heller-Münze setzt eine wirkliche Zensur, ist sie doch die letzte der Heller-Mohikaner gewesen.Die Einstellung eines Teils der Währung ruft jedoch nicht nur historische Reminiszenzen hervor. Die Tschechen fragen sich vielmehr, welche Folgen das Ende des Hellers in ihrem Geldbeutel haben wird. Bei der Antwort darauf sind sich die Experten einig: Das Leben, sprich das Einkaufen, wird teurer werden. Die großen Handelsketten nämlich werden künftig „krumme Preise“ zumeist nach oben aufrunden. Ein Hörnchen etwa, das derzeit 2,50 Kronen kostet, wird dann 3,00 Kronen teuer sein. Wer also an dieser Stelle nicht mehr ausgeben will, muss zwei Hörnchen kaufen, die dann zum alten Preis von genau 5,00 Kronen zu haben sein werden. Aufrunden werden aber auch die Telefongesellschaften, die Strom- oder Gaslieferer. Dabei artet das Bezahlen künftig für die Tschechen regelrecht in Arbeit aus: Die genannten Firmen rechnen nämlich auch künftig auf den Heller genau ab. Da der aber nicht mehr existiert, können die Verbraucher ihre vorausgefüllten Überweisungsscheine gleich im Papierkorb verschwinden lassen. Stattdessen müssen sie einen solchen Schein selbst neu ausfüllen – mit einer gerundeten Kronensumme. Die Post kann ja schlecht Heller annehmen, die nicht mehr als Zahlungsmittel existieren.Wer rasch beim Einkauf noch seine 50-Heller-Bestände loswerden möchte, ist übrigens schlecht dran. Pro Einkauf sind die Geschäfte gehalten, nicht mehr als 10 Münzen dieses Wertes anzunehmen. Die Tschechen haben aber die Möglichkeit, die Münzen bis zum 31. August 2009 bei ihrer Bank zu wechseln. Die regionalen Niederlassungen der Staatsbank nehmen die 50-Heller-Stücke sogar bis 2014 zurück. Als die kleineren Heller-Münzen als Zahlungsmittel verschwanden, gaben die Tschechen etwa ein Viertel davon zurück. Bei den 50-Heller-Stücken rechnet die Staatsbank mit einem größeren Rücklauf. Die Münzen sind nun einmal einfach mehr wert als die schon früher ausgemusterten kleineren Heller-Einheiten.Für die Staatsbank ist die Aktion auch ein gutes Geschäft. Die Herstellung einer 50-Heller-Münze kostete sie nämlich nur 20 bis 30 Heller. Alles in allem wird das Ende des Hellers nach Expertenberechnungen die Inflation erhöhen, wenn auch nur um 0,1 Prozent. Doch die Euro-Länder kennen das: „Gefühlt“ ist alles immer sehr viel schlimmer.Wann der Euro in Tschechien der Krone das Lebenslicht ausblasen wird, ist noch offen. Frühestens 2012, sagen die Fachleute. Es gibt aber starke Kräfte, die die Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung so lange wie möglich hinauszögern wollen. Präsident Vaclav Klaus, studierter Ökonom, hat sich zum 10. Jahrestag der Gründung der Europäischen Zentralbank gerade wieder skeptisch über den Euro geäußert. Es sei eine rein politische Entscheidung gewesen, ihn einzuführen. Ein homogener Wirtschaftsraum sei damit noch lange nicht entstanden, sagte er.
HINTERGRUNDVom 1. September an verliert die 50-Heller-Münze ihre Gültigkeit als Zahlungsmittel420 Millionen 50-Heller-Münzen sind im Umlauf (16 Prozent aller Münzen)Nach dem Ende der kleineren Heller-Münzen verdoppelte sich die Anzahl der 50-Heller-StückeBeim Einkauf und bei Dienstleistungen bleibt die Auspreisung im Heller bestehen; beim Bezahlen es wird aber zumeist auf die volle Krone aufgerundetNach dem Bezahlen mit der Kreditkarte erscheint auf dem Konto weiter ein Betrag mit Hellern.
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