Tschechien

ZUGUNGLÜCK STATT KONZERT

(n-ost) – Zehn Tote, über 100 Menschen verletzt, darunter viele schwer verletzt. Das ist die erste Bilanz nach einem Zugunglück am Freitag in Nordtschechien. Unter den Opfern befinden sich viele junge Menschen, die zu einem Konzert von Iron Maiden nach Prag fahren wollten. Es sei die größte Zugkatastrophe in der Geschichte Tschechiens, sagen Experten.Der Eurocity „Comenius“ startete in Krakau (Polen) am Freitag früh in Richtung Prag. Nach rund 120 Kilometern raste er bei der kleinen Stadt Studenka in Tschechien (350 Kilometer östlich von Prag) in eine gerade eingestürzte Brücke. Die wurde gerade modernisiert. Nach Aussagen der Augenzeugen bemerkte der Lokführer erst in letzter Minute das Hindernis an den Gleisen und bremste mit voller Kraft. Dieses Manöver senkte die Geschwindigkeit des Zuges von 140 auf 120 Kilometer pro Stunde. Trotzdem entgleisten nach dem Aufprall die  Lok und sechs erste Waggons. „Es sah dramatisch aus, wir haben Menschen gesehen, die mit Blut überströmt waren, die in den Abteilen eingeklemmt gesessen haben“, erzählt Adrian, ein junger polnischer Tourist, der mit seiner Freundin im ersten Waggon nach Prag fuhr. „Unserer Waggons lag auf der Seite, als ob er hoch aus dem Gleis gesprungen wäre und dann von den anderen Waggons überholt wurde.“ Adrian und seine Freundin kamen aus dem Unglück unverletzt heraus und schlossen sich sofort auf den Helfern an. Medien berichteten über einen enormen Einsatz der freiwilligen Helfer, die neben den 16 Einsatzteams und 30 Krankenwagen für die erste Hilfe gesorgt haben. Schon am Nachmittag waren alle Verletzten in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert. Zur Verfügung stellten sich auch Rettungsdienste und Krankenhäuser aus dem benachbarten Polen.Das tschechische Fernsehen berichtete von sechs Todesopfern, von zehn geht die Polizei aus. Über Hundert Fahrgäste wurden verletzt, darunter mehr als 40 schwer. Unter den Opfern befänden sich außer Tschechen und Polen auch englisch- und französischsprachige Fahrgäste. Unbekannt ist noch, ob in es in den Autowracks, die unter den Zugresten gefunden wurden,  weitere Opfer gab. Unbekannt ist zudem die Zahl der Fahrgäste, die in dem Zug gesessen haben. Die polnische Bahn meldete, in Polen wurden rund 90 Tickets für den Zug verkauft. Bei der Ausfahrt in Krakau hätten sich etwa 140 Menschen in den Waggons befunden. Augenzeugen berichten jedoch, dass viele Menschen an der Grenze zugestiegen sind und erst dann Tickets gekauft hätten.Unter den Fahrgästen befanden sich viele junge Menschen, die das Konzert von Iron Maiden in Prag besuchen wollten, und Kinder, die zu einem Festival nach Pardubice reisten. Deshalb war der Zug auch länger als sonst. Einige Waggons sind jedoch direkt hinter der Grenze abgekoppelt worden und mit einem anderen Zug Richtung Wien gefahren. ENDE

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