AKTION SAUBERES PRAG ERSCHRECKT TOURISTEN
Tschechiens Hauptstadt soll sauberer werden – für Einwohner und Touristen womöglich ein teurer Spaß(n-ost) – Die Prager Stadtpolizei hat seit 1. Juli ein neues Aufgabenfeld: Sie soll verhindern, dass die Leute achtlos ihre Zigarettenkippen auf die Straße werfen oder ihre Kaugummis einfach so ausspucken. Prag soll sauberer werden. Für die Verschmutzer kann das richtig teuer werden – egal ob für Prager oder für Prag-Touristen.1.000 Kronen (reichlich 40 Euro) bekommen die Missetäter an Ort und Stelle abgeknöpft, wenn sie sich von den Beamten in schwarzen Uniformen ertappen lassen. Wer sich weigert zu zahlen oder vielleicht noch über den Sinn oder Unsinn der Verordnung mit den Beamten diskutiert, muss mit einem regelrechten Strafverfahren rechnen. Das wird richtig teuer: Umgerechnet 1:200 Euro können im schlimmsten Falle auf den Betroffenen zukommen. „Werft die Zigaretten weg“ hieß einst eine Kampagne gegen das Rauchen in Tschechien. In Prag sollte man das nun besser nicht mehr wörtlich nehmen.Den Pragern ist das recht. Glaubt man einer Umfrage, dann stört sie an ihrer Stadt vor allem die Unordnung und der Schmutz auf Straßen und Fußwegen. Dass der Magistrat nun aber so hart durchgreifen will, kam doch überraschend. Vize-Oberbürgermeister Rudolf Blazek zufolge gibt es zwar schon seit geraumer Zeit ein Gesetz, das die „Verschmutzung des öffentlichen Raums“ verbietet. Aber das sei ein bisschen sehr allgemein gehalten. „Jetzt haben wir mal ganz konkret formuliert, was alles unterlassen werden muss.“ Und das hört bei den Kippen und Kaugummis nicht auf. Schlechte Zeiten kommen auch auf die Prager Stadttauben zu. Die nämlich dürfen nicht mehr gefüttert werden. Passanten müssen deshalb ein angebissenes Würstchen oder Brötchen in die Papierkörbe werfen und dürfen sie nicht mehr auf der Straße entsorgen. Wer das gute tschechische Bier gepichelt hat und unter Blasendruck leidet, sollte sich besser nicht mehr an einer Hauswand Erleichterung verschaffen. Urinieren in der Öffentlichkeit gehört ebenfalls in den Katalog der strafwürdigen Unarten. Verboten ist schließlich auch das öffentliche Trinken. Eine Bierflasche am Hals ist nun kein Kavaliersdelikt mehr.Wie strikt die neuen Vorschriften zu befolgen sind, darüber herrscht noch große Unklarheit in der tschechischen Hauptstadt. Die Prager Stadtväter selbst sind sich nicht sicher, ob sie die ganzen Verbote durchsetzen können. Das größte Problem: Es gibt nicht genug Stadtpolizisten, die das kontrollieren könnten. Dennoch ist auch und vor allem für Touristen Vorsicht geboten. Die Aktion „Sauberes Prag“ macht um sie keinen Bogen. Auch wenn es bislang in der Stadt keinerlei Hinweise darauf gibt. Informationen in Englisch oder Deutsch – Fehlanzeige. Aber Unwissenheit schützt bekanntermaßen nicht vor Strafe. Und die Stadtpolizei hält sich gern vor allem dort auf, wo sich die Touristen konzentrieren – auf der Prager Burg, dem Wenzelsplatz, dem Altstädter Ring und der Karlsbrücke.ENDENachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 259 32 83 - 0