DENKMAL FÜR HEYDRICH-ATTENTÄTER
Nach 66 Jahren wurde der Grundstein zur Erinnerung an zwei tschechoslowakische Fallschirmagenten gelegt(n-ost) – Am 4. Juni 1942 starb Reinhard Heydrich, als Leiter der Wannsee-Konferenz einer der Hauptorganisatoren des Holocaust, an den Folgen eines Attentats. Zwei tschechoslowakische Fallschirmagenten hatten wenige Tage zuvor eine Bombe auf das Auto des stellvertretenden Reichsprotektors von Böhmen und Mähren geworfen, den die Tschechen den „Henker von Prag“ nannten. 66 Jahre später wurde am Ort des Attentats nun der Grundstein für ein Denkmal gelegt. Wie es einmal aussehen soll, ist allerdings längst nicht klar. Am 4. Juni starb Reinhard Heydrich in einem Prager Krankenhaus an den Folgen eines Attentats, das zwei Fallschirmagenten, der Slowake Josef Gabcik und der Tscheche Jan Kubis, am 27. Mai 1942 auf ihn verübt hatten. SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich war Chef des Reichssicherheitshauptamtes und Chef der deutschen Polizei. Nach der Besetzung Polens war er maßgeblich an der Organisation der Juden-Deportation in die Ghettos beteiligt. Im Juli 1941 wurde er mit der Vorbereitung der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt und leitete am 20. Januar 1942 die Wannsee-Konferenz, auf der die Ermordung der Juden geplant wurde. Heydrich war einer der maßgeblichen Organisatoren des Holocaust. In Tschechien ist er vor allem deshalb bekannt, weil Hitler ihn im September 1941 zum stellvertretenden Reichsprotektor im so genannten „Protektorat Böhmen und Mähren“ ernannte. Wegen seiner brutalen Besatzungspolitik gaben ihm die Tschechen den Beinamen „Henker von Prag“.Josef Gabcik und Jan Kubis waren im Dezember 1941 im Auftrag der tschechoslowakischen Exilregierung in England mit Fallschirmen über Böhmen abgesprungen, um die streng geheime Aktion mit dem Decknamen „Antropoid“ auszuführen. Am Morgen des 27. Mai 1942 warten sie in einer abschüssige Haarnadelkurve im Prager Stadtteil Liben auf das Auto des SS-Obergruppenführers. Als Heydrichs Wagen sich nähert, springt Gabcik mit seinem Maschinengewehr aus der Deckung und will schießen, aber die Waffe blockiert. Die Bombe, die der zweite Attentäter, Jan Kubis daraufhin wirft, verletzt Heydrich schwer. Am 4. Juni 1942 stirbt er an den Folgen des Attentats. Der Ort des Attentats existiert nicht mehr, weil die Straßenführung in den 60er Jahren geändert wurde. Wo früher eine Haarnadelkurve war, liegt heute eine grasbewachsene Insel zwischen zwei Schnellstraßen. Einen Hinweis auf das Attentat suchte man bis vor kurzem vergeblich. Nur die Straßen, durch die Gabcik und Kubis geflohen sind, tragen ihre Namen. Vor gut einem Jahr brachte eine Gruppe „unbekannter Patrioten“ an einer Wand eine Gedenktafel für die Operation „Antropoid“ an und im Rathaus im Prager Bezirk Liben begann eine Diskussion darüber, den Fallschirmspringern offiziell ein Denkmal zu widmen. Nun soll es auf der Insel zwischen den Schnellstraßen entstehen. Am 27. Mai 2008 wurde der Grundstein gelegt, um 10.35 Uhr – genau 66 Jahre nach dem Attentat. Wie das Denkmal aussehen wird, ist noch nicht klar. Eine Expertenkommission wird aus den zwanzig Entwürfen den Siegerentwurf auswählen.Die Idee, den Heydrich-Attentätern ein Denkmal zu errichten, ist nicht neu. Zum ersten Mal wurde sie schon 1946 diskutiert. Über den derart verspäteten Bau des Denkmals schüttelt der Bürgermeister des 8. Prager Stadtbezirks, Josef Nosek, den Kopf: „Wir können nur unser Bedauern darüber ausdrücken, dass es so lange gedauert hat. Der richtige Zeitpunkt dafür war vor 60 Jahren. Dass das Denkmal nicht schon damals entstanden ist, empfinde ich als große Schande und auch als eine moralische Schuld. Die Operation 'Anthropid' war in der Tat eine der bedeutendsten Aktionen dieser Art während des Zweiten Weltkrieges, schließlich zählte Heydrich zu den führenden Repräsentanten des Dritten Reichs. Hätte es sie nicht gegeben, dann wäre die damalige Tschechoslowakei nach dem Krieg vielleicht entweder nicht anerkannt oder geteilt worden.“ Vladimira Ludkova, Vizebürgermeisterin des 8. Prager Stadtbezirks, erklärt, warum der Grundstein für das Denkmal erst jetzt gelegt wurde: „Wir hatten Probleme mit dem Grundstück, auf dem das Denkmal stehen soll, das gehörte dem Magistrat.“ Vor 1989 gab es ganz andere Hindernisse, den Attentätern ein Denkmal zu errichten. In der kommunistischen Zeit wurde das Attentat als egoistischer Akt individuellen Terrors bezeichnet, der zu vielen unnötigen Opfern geführt habe. Als Vergeltung wurden nach dem Attentat tausende Menschen umgebracht, die Orte Lidice und Lezaky wurden vernichtet. Wegen der vielen Opfer ist und war das Attentat umstritten. Die Attentäter wurden von den Kommunisten aber vor allem deshalb nicht geehrt, weil sie dem nicht-kommunistischen, westlichen Widerstand angehört hatten. In der Krypta der heutigen Cyril und Method-Kirche, in der sich die Attentäter nach der Belagerung durch die SS am 18. Juni 1942 das Leben nahmen, wurde nach dem Ende des Kommunismus eine Gedenkstätte errichtet. Am Ort des Attentats soll das Denkmal im nächsten Jahr eingeweiht werden, zwanzig Jahre nach dem Ende des Kommunismus.ENDENachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 259 32 83 - 0