Reif für den Euro
Der slowakische Präsident Ivan Gasparovic zeigte sich gut gelaunt und zum Scherzen aufgelegt: Als er von der Empfehlung der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank erfuhr, dass sein Land Anfang 2009 dem Euro-Raum beitreten könne, verdrückte er eine Träne: „Mir tut es ein bisschen Leid um unsere slowakische Krone, die ich sehr geschätzt habe. Aber ich werde mich sicher auch an den Euro gewöhnen.“ So richtig wie eine Bombe hatte die Nachricht aus Brüssel und Frankfurt am Main in Bratislava nicht eingeschlagen. Schon einen Tag vor der offiziellen Empfehlung beider Institutionen hatten die Slowaken in der Zeitung „Sme“ lesen können, dass das Land „den Euro schon in der Tasche“ habe. Und die Politiker waren eh darauf vorbereitet, dass es grünes Licht für den Euro geben werde. Premierminister Robert Fico hielt sich denn auch bei seiner Bewertung mit Freudenausbrüchen zurück.
Er gab sich ganz staatsmännisch und versprach den übrigen Euro-Ländern, dass sie keine Angst haben müssten, dass ihnen die Slowakei jetzt ihre Währung schwächen werde. „Wir werden mit unserer verantwortungsvollen Wirtschafts- und Finanzpolitik fortfahren“, betonte Fico und fügte hinzu: „Wir sehen in dem Beschluss einen Vertrauensbeweis für die Slowakei und ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, haben aber auch Respekt vor der Aufgabe, uns nachhaltig an die Maastricht-Kriterien zu halten.“ Fico und seine nationalpopulistische Regierung profitieren in erster Linie von der Reformpolitik des konservativen Vorgängerkabinetts unter Mikulas Dzurinda. Das hatte unter anderem eine niedrige Einheitssteuer, die Flat-Tax, eingeführt und mit weiteren Anreizen die Slowakei zu einem regelrechten Dorado für ausländische Investoren werden lassen.
In der Slowakei werden mittlerweile pro Kopf der Bevölkerung die meisten Autos produziert – weltweit! Premier Fico betonte aber, dass der Euro „eine Erfolgsgeschichte für alle Slowaken“ werden müsse. „Wir nehmen die Sorgen der Bevölkerung vor einer Teuerung ernst.“ Es sei ihm wichtiger, dass die normalen Leute mit der neuen Währung klar kommen, als etwa die slowakischen Exporteure. Die Slowaken sehen der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung mit gemischten Gefühlen entgegen. Vor allem von den sozial Schwachen wird eine Teuerungswelle befürchtet. Der slowakische Durchschnittslohn liegt derzeit nur bei umgerechnet 625 Euro.
Die Regierung will in die Informationskampagne über den Euro denn auch die sehr einflussreiche katholische Kirche einbeziehen. Spezielle Schulungen sind zudem für die am sozialen Rand lebenden Roma vorgesehen, die ein Zehntel der slowakischen Bevölkerung ausmachen. In den Nachbarländern, namentlich der Tschechischen Republik, die ein Dreivierteljahrhundert mit den Slowaken einen gemeinsamen Staat gebildet hatte, wurde die Empfehlung von EU-Kommission und Europäischer Zentralbank süßsauer aufgenommen. Die auflagenstärkste tschechische Zeitung „Mlada fronta dnes“ schloss ihrer Eil-SMS über die Entscheidung aus Brüssel und Frankfurt den Satz an, dass Tschechien die Bedingungen für die Euro-Einführung bislang nicht erfülle. Die leichte Verbitterung des einst vermeintlich „großen tschechischen Bruders“ der Slowaken ist nicht zu übersehen.