Kroatien

Hoffen auf den historischen Moment

Der Nato-Gipfel Anfang April in Bukarest könnte für Kroatien, Mazedonien und Albanien zu einem historischen Moment werden. Die drei Länder erwarten eine Einladung der Verteidigungsallianz zum Beitritt. Die Chancen, dass dies tatsächlich geschieht, stehen allerdings nicht bei jedem Land gleich gut. Während Albanien durch die heftigen Explosionen in einem Waffenlager Mitte März schwer erschüttert wurde und Mazedonien mit Griechenland um den offiziellen Namen für seinen Staat streitet, ist einzig Kroatien ein stabiler Vorzeige-Kandidat.

Albanien: Banges Warten nach den Explosionen

Die schweren Explosionen in einem Waffenlager nahe der albanischen Hauptstadt Tirana, bei denen Mitte März mindestens 17 Menschen starben, hätten sich zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt ereignen können: Gerade hatte Albanien seine Bemühungen intensiviert, möglichst bald fit zu sein für die Nato-Mitgliedschaft. Zwar haben Nato-Experten die Reform der albanischen Streitkräfte kürzlich noch positiv bewertet und die Sicherheitslage im Land wird allgemein als gut eingeschätzt. Die Unabhängigkeitserklärung Kosovos und die Reaktion des serbischen Nachbarn haben in der Vergangenheit jedoch zusätzliche Unsicherheit gebracht, genau wie die lückenhafte Überwachung der Grenze und die damit gegebenen Rückzugsmöglichkeiten für islamisch-radikale Netzwerke. Als größtes Problem für einen möglichen Nato-Beitritt Albaniens bezeichnen Experten nach wie vor weniger sicherheitspolitische Fragen als die fehlende Reform staatlicher Institutionen sowie die soziale und wirtschaftliche Lage des Landes. Letztendlich wird die Einladung zum Nato-Beitritt jedoch nicht so sehr von der Liste erfüllter oder nicht erfüllter Kriterien abhängen, sondern von der politischen Entscheidung der westlichen Bündnispartner.

Mazedonien: Lästiger Namensstreit

Die Regierung in Skopje ließ in den vergangenen Wochen weltweit Anzeigen schalten, die mazedonische Truppen beim Einsatz in Afghanistan zeigten. Seht her, sollte das heißen, mit unserem Engagement haben wir einen Beitritt mehr als verdient. Doch weil der lästige Namensstreit mit den benachbarten Griechen immer noch nicht gelöst ist, droht die Aufnahme Mazedoniens in die Verteidigungsallianz zu scheitern. Griechenland protestiert gegen den Namen „Republik Mazedonien“, weil es Gebietsansprüche auf seine gleichnamige Provinz fürchtet. Mazedonien seinerseits hat bisher alle Kompromissvorschläge abgelehnt. Abgesehen davon hat das kleine Land mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie Albanien, allen voran mit der weit verbreiteten Korruption und der fehlenden Reform staatlicher Institutionen. Hinzu kommen Uneinigkeiten mit den Minderheiten im Land. Vor allem die Albaner fordern mehr Rechte. Mitte März verließ die Demokratische Partei der Albaner die Regierung und löste damit eine handfeste politische Krise aus. Der Grund waren Differenzen über die Kosovo-Frage und der Vorwurf, der Koalitionspartner habe frühere Versprechen nicht eingehalten. Bis zum Nato-Gipfel Anfang April wird das Land nun von einem Minderheitenkabinett regiert. Sollte Mazedonien in Bukarest keine Beitrittseinladung erhalten, befürchten Beobachter Unruhen und eine erhebliche Destabilisierung des Landes.

Kroatien: Hoffnungsvoller Kandidat

Einzig Kroatien scheint dem Ziel einer baldigen Nato-Mitgliedschaft derzeit nahe. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann das Land in Bukarest mit einer Einladung zum Beitritt rechnen. Die Regierung in Zagreb hat die Integration in westliche Bündnisse zur obersten Priorität erhoben. Ihren unbedingten Willen zur Westanbindung begründet sie, genau wie die Nachbarn in Albanien und Mazedonien, mit den Gefahren einer globalisierten Welt, in der Terroristen die schlecht gesicherte Adria-Küste als Unterschlupf nutzen könnten. Von westlichen Beobachtern hat Kroatien in der Vergangenheit gute Noten für die Reform seiner Streitkräfte erhalten. Die Sicherheitslage ist im Vergleich zu den anderen Beitrittskandidaten stabil. Ermuntert durch diese Erfolge hat Kroatien die Nato in der Vergangenheit mehrmals dafür kritisiert, nicht schon früher eine Beitrittszusage erhalten zu haben. Um seine gute Position nicht zu gefährden, bemüht sich die Regierung in Zagreb, die schwierigen Beziehungen zu seinen Nachbarn zu normalisieren. So hat Kroatien – nicht zuletzt auf Druck der EU – im Streit über Seerechte mit Slowenien und Italien Zugeständnisse gemacht. Die Anerkennung der kosovarischen Unabhängigkeit zögerte Zagreb so weit wie möglich hinaus, um das historisch begründet spannungsgeladene Verhältnis zu Serbien nicht noch stärker zu strapazieren.


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