EISPARADIES IN DEN KARPATEN
Das "Galaxy"-Eishotel in Rumänien zieht tausende Touristen an / Nebenan steht die einzige Eiskirche OsteuropasIn den rumänischen Karpaten steht seit einigen Wochen die einzige Eisgalaxie der Welt, das Eishotel "Galaxy". Mit seinen zehn Zimmern, die die Namen verschiedener Planeten tragen und bunt beleuchtet sind, hat es sich schnell zur winterlichen Touristenattraktion entwickelt. Von außen imponiert der Bau allein durch seine Größe, über 200 Quadratmeter. Doch erst im Inneren tritt man in das eisige "All". Der Spaziergang unter dem Sternenhimmel, erschaffen von elektrischen Lichtpunkten an der Decke, führt durch einen langen Gang, an dessen Seiten sich die Planeten aneinander reihen: rot leuchtet Jupiter, blaue Uranus und grün der Mars. Jedes Hotel-Zimmer hat ein Doppelbett, Tisch und Hocker, gebaut aus Eissteinen. Selbst die Becher an der Cocktail-Bar sind aus Eis. Dass hier kalte Getränke angesagt sind, statt heißem Kakao oder Tee, versteht sich von selbst. Wodka und Cocktails sollen die Gäste aufwärmen, die auf Eishockern plaudern. Tierpelze schützen vor der Kälte."Wenn ich hier übernachten würde, dann sicherlich in Venus. Vielleicht, wenn mein Sohn noch älter ist, jetzt ist er noch zu klein und es wäre viel zu kalt für ihn", sagt Alexandru Vasile. Der Mann ist mit seiner Frau und dem anderthalb Jahre alten Sohn Serban hergekommen. Die Familie ist aus der 300 Kilometer weiten Hauptstadt Bukarest angereist, um das Eiswerk zu besichtigen. Über das Wochenende genießt sie die Zeit in Schnee und Eis, übernachtet aber in der 150 Meter entfernten Schutzhütte. Dort befindet sich auch die Toilette.
Aus 2034 Metern Höhe genießt man den Blick auf Eiskirche und Eishotel am Bulea-See.
Laura Capatana JullerAna Salcudean will es wagen im Eisbett zu schlafen, doch kann sie ihren Freund nicht überzeugen mitzumachen. Seit sechs Jahren wohnen die beiden auf der sonnigen Palma de Mallorca. Da fällt der Klimawechsel nicht leicht. "Wir sind viel gereist, aber so etwas haben wir noch nicht gesehen. Es ist sehr schön und eine gute Idee mit dieser Galaxie. Eine Nacht kann jeder hier aushalten, wenn man sich gut anzieht und mit vielen Decken zudeckt!"Rund 25 Euro kostet es, sich eine Nacht in der Eisgalaxie auf riesigen Eisblöcken zu betten. Dünne Schaumstoffmatratzen, Schlafsäcke, Decken und Tierfelle sorgen für die nötige Wärme. Für Ana Harman reicht das aus. Sie hat ja schließlich ihren Freund dabei, der sie wärmt. "Es war nicht so kalt, wie ich es mir vorgestellt habe. Wir waren zu zweit. Die Nase hat mir ein bisschen gefroren, aber das ist nicht schlimm. Wir wollten das mal erleben und es hat sich gelohnt", sagt die 27-Jährige aus Bukarest.Dafür, dass sie die Nacht gut überstanden haben, dankt Ana Harman Gott in der Eiskirche nebenan. Hier finden jedes Wochenende orthodoxe, evangelische und katholische Gottesdienste statt. "Es ist eine ökumenische Eis-Kirche, in der Orthodoxe, Katholiken und Protestanten gemeinsam beten können", sagt Arnold Klingeis, der Leiter des Projekts.
Ana Harman und ihr Freund übernachten im Eisbett bei minus drei Grad Celsius.
Laura Capatana Juller Auch wenn der orthodoxe Metropolit von Siebenbürgen, Laurentiu Streza, kein Freund des eisigen Gotteshauses ist, weil nach seiner Ansicht "in einer Kirche die schmilzt, keine Messe gehalten" werden könne, haben Pfarrer die Eis-Kirche gesegnet. "Man kann wo auch immer beten, wichtig ist, die innere Einstellung dafür zu haben", findet der evangelische Pfarrer Stefan Cosoroaba. Der Altar besteht aus einem riesigen Eisblock. Prunkstück der Kirche ist eine Eis-Schnitzerei, die Leonardo da Vincis "Letztes Abendmahl" abbildet, sowie ein großes Eiskreuz mit einem aus Eis geschnitzten Jesus.Auch die erste Hochzeit des Jahres steht inzwischen fest. Ein junges Paar wird Ende Januar in der 60 Quadratmeter großen Eiskirche heiraten. Die Feier danach und die heiße Hochzeitsnacht sollen womöglich in der Eisgalaxie stattfinden. Um die Idee des Eisparadieses Bulea-See zu verwirklichen, haben 25 Handwerker, Maurer, Eiskünstler und Architekten innerhalb von zwei Monaten mehr als 15 Tonnen Eis aus dem zugefrorenen Bulea-See verarbeitet. "Vielleicht gibt es in zehn Jahren wegen des Klimawandels kein Eis mehr. Da wollte ich etwas Besonderes erschaffen, hier, nahe den Sternen, in der Schönheit der Fogarascher-Gebirge" sagt Franz Klingeis, von dem die Idee für das Projekt stammt.
Die ökumänische Eiskirche vom Bulea-See, in den rumänischen Fogarascher Gebirgen aus den Karpaten wurde Mitte Januar eingeweiht.
Laura Capatana JullerDer Nachname des 29-Jährigen ist sein Programm: Inspiriert durch eine Eis-Kirche in Schweden brannte er darauf, etwas Ähnliches in Rumänien zu verwirklichen und seine eisige Vision in klingende Münze zu verwandeln. "Eis-Kirchen gibt es wenige auf der Welt, aber eine ökumenische Eis-Kirche ist wohl eine Weltpremiere. Es ist ein Spektakel mit dem wir auf Rumänien und dessen religiöse und kulturelle Werte international aufmerksam machen wollen." Eis-Hotels hat der Manager zuvor in Kanada gesehen und in den vergangenen zwei Jahren bereits an anderen Orten bauen lassen - eins in Form eines Iglus, das andere in Kreuzform. Mit dem Bau des rumänischen Hotels begann der junge Mann in der Nähe der Bulea-Schutzhütte, die seinen Eltern gehört. Seit acht Jahren bewirtschaftet das rumänien-deutsche Ehepaar Regine und Franz Klingeis die Berghütte, die in den Sommermonaten zu einem beliebten Ausflugsziel in Rumänien geworden ist. Der Idee ihres Sohnes, nebenan noch eine Eis-Kirche und ein Eis-Hotel zu eröffnen, stand Regine Klingeis anfangs skeptisch gegenüber: "Ich war nicht einverstanden mit diesem Projekt, weil ich dachte, es werde in Rumänien nicht funktionieren. Doch jetzt glaube ich, dass es ein voller Erfolg wird". Der Andrang von Touristen gibt ihrem Sohn Recht. Wo sich früher um diese Jahreszeit nur vereinzelt Skifans oder Wanderfreunde verirren, herrscht inzwischen reger Betrieb. Hunderte Neugierige kommen täglich mit der Seilbahn in die Berge, um sich die Eiswunder anzusehen."Unsere Besucher sind international", betont Arnold Klingeis, "wir haben Gäste aus Deutschland, Österreich, Korea, oder Kanada". Und damit es für diese ein einmaliges Erlebnis wird, bietet der Manager nach den Gottesdiensten im Eis-Hotel rumänisches Essen an, zubereitet in der Bulea-Schutzhütte. Disco und Cocktail-Shows am Abend sollen für zusätzliche Abwechslung sorgen. Sogar ein Jazz-Konzert mit renommierten Sängern ist geplant. Noch bis Ende April möchte der Jungunternehmer Eis-Kirche und -Hotel
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