Hightech-Dorf für Nokia
Handykonzern schafft 3.500 neue Arbeitsplätze - Günstigste Standortbedingungen im europäischen VergleichBis vor einem Jahr herrschte auf dem 159 Hektar großen Acker des siebenbürgischen Dorfes Jucu Stille. Seit Frühjahr 2007 dröhnen jedoch die Bagger. Sie bauen ein Hightech-Dorf im Dorf: das Nokia Village. Für rund 30 Millionen Euro haben der rumänische Staat und der Landkreis Cluj/Klausenburg für den finnischen Mobilfunkhersteller einen Industriepark maßgeschneidert. Sogar Bahngleise zum Nokia-Werk wurden gelegt, der Klausenburger Flughafen soll ausgebaut werden.Nokia selbst will nach Angaben des Aufsichtsratsvorsitzenden Veli Sundbäck 200 Millionen Euro investieren. Vergangenen Montag liefen in der Produktionshalle bereits die ersten Handys "Made in Romania" vom Band, zum 11. Februar an will das Unternehmen von Testbetrieb auf Serienproduktion umstellen. Die Geräte sind für den rumänischen Markt bestimmt oder sollen nach Asien und Afrika exportiert werden. "Die Ansiedlung ist kein Beispiel für Rumänien als verlängerte Werkbank", sagt Marko Walde, Geschäftsführer der deutsch-rumänischen Außenhandelskammer in Bukarest. Eine Reihe von Faktoren wie die Größe des einheimischen Marktes, das Investitionsklima und das gut ausgebildete Personal in der Region böten Nokia eben die günstigsten Standortbedingungen in ganz Europa. Zu den ehrgeizigen Plänen der Finnen gehört beispielsweise auch ein Forschungszentrum. Schon kurz nach der Gründung des Standortes wurden die ersten Ingenieure angestellt. Die Universität Klausenburg gilt in Rumänien als Kompetenzzentrum in der IT-Ausbildung. Bisher wurden etwa 100 Mitarbeiter rekrutiert, teilte Daniel Don, Direktor des Arbeitsamtes Klausenburg, in dieser Woche mit. Bis Jahresende soll die Belegschaft auf 1.000 Arbeitnehmen anwachsen, doppelt so viele wie bisher geplant. Wenn das Werk 2009 seine volle Kapazität erreicht, werden 3.500 Menschen in Jucu für Nokia arbeiten. Hinzu kommen mehrere Tausend Arbeitsplätze bei den Zulieferfirmen. "Nokias große Pläne waren seit Monaten bekannt, nur die Verlagerung der Kapazitäten aus Bochum kam überraschend", sagt Marko Walde. Die Entscheidung finde er aber keineswegs verwerflich. Sie sei lediglich Ausdruck von Chancengleichheit und Wettbewerb in Europa.Dass Rumänien Nokia aus Deutschland weggelockt habe, will sich auch in Jucu niemand vorwerfen lassen. "Wenn das Werk auf höchster Kapazität gefahren wird, kassiert der rumänische Staat von Nokia etwa 100 Millionen Euro Steuern pro Jahr", sagt Landrat Mario Nicoara. Ebenso habe Deutschland von den Steuern profitiert, die Nokia seit Bestehen des Bochumer Werks gezahlt habe. Der Landrat ist ohnehin voll damit beschäftigt, den Boom von Jucu zu verarbeiten: Die Grundstückpreise in dem 4.000 Einwohner zählenden Dorf sind explodiert. Mehr als 40 Euro wollen die Grundstückseigentümer pro Quadratmeter Bauland, der vor zwei Jahren noch einen Euro kostete. Aber die neuen Nokia-Mitarbeiter müssen ja schließlich irgendwo wohnen.ENDE
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