Feuerwand um Dubrovnik
Am späten Sonntagabend heulten die Alarmsirenen in der malerisch gelegenen Adria-Stadt Dubrovnik auf. „Es erinnerte alles an den jüngsten Bürgerkrieg in den neunziger Jahren“, berichteten Augenzeugen im kroatischen Fernsehen. Eine 20 Kilometer lange Feuerwand arbeitete sich an die Altstadt Dubrovniks heran, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Die Waldbrände waren am Samstagabend aus der Herzegowina nach Kroatien übergeschwappt. Die Feuerwehren waren zunächst nahezu machtlos. Starke Windstürme erschwerten die Löscharbeiten, so dass sich die Brände im Hinterland der Stadt Dubrovnik mit rasender Geschwindigkeit ausbreiten konnten, berichtete das kroatische Fernsehen HRT. Hinzu kommt, dass in der gebirgigen Gegend noch die Gefahr von Landminen aus dem jüngsten Bürgerkrieg besteht.
Hilfe kam dann am frühen Montagmorgen, als die Böen nachließen und zwei Löschflugzeuge vom Typ Canadair starten konnten - mit jeweils bis zu 6.000 Tonnen Wasser an Bord. Prompt gab die Einsatzleitung Entwarnung: Der Brand sei nun weitgehend unter Kontrolle.
Mehr als 20.000 Menschen in der Region Dubrovnik sind direkt vom Feuer betroffen, darunter auch zahlreiche ausländische Touristen. Zwei Hotels mit 300 Gästen mussten vorsorglich evakuiert werden. Vor allem im Hinterland war die Situation am Sonntagabend „sehr kritisch“, so Vize-Einsatzleiter Tomislav Vuko gegenüber dieser Zeitung. Am südlich von Dubrovnik gelegenen Flughafen steckten am Samstagabend 500 Urlauber fest, die noch kurz vor Schließung des Flughafens gelandet waren. Viele mussten die Nacht dort verbringen. In einzelnen Ortsteilen kam es zu Stromausfällen, auch funktionierten viele Telefonleitungen am Sonntagabend nicht mehr, als die Katastrophe ihren Höhepunkt erreicht hatte. Die Feuerwand hüllte auch die Hauptstraße entlang der Küste in dichte Rauchwolken und musste Sonntagnacht komplett gesperrt werden. Daher war es um Dubrovnik herum zu langen Staukolonnen gekommen, viele Urlauber mussten sich hier ein Nachtlager suchen. Die Stadtverwaltung hatte an die Bürger appelliert, beim Löschen der Brände zu helfen. So bekamen die 250 professionellen Feuerwehrleute Hilfe durch Hunderte von Freiwilligen, die um ihre Stadt bangten. Zeitungsberichten zufolge sollen einzelne Bewohner ihre Bäume in der Umgebung selbst gefällt haben, um so ein Übergreifen der Feuerwand auf ihr Anwesen zu vermeiden.
Mehrere Vororte im Norden von Dubrovnik wurden am Wochenende vorsorglich evakuiert, die Stadtverwaltung hatte die Menschen aufgefordert, in der alten Festung Revlin in der Altstadt von Dubrovnik Unterschlupf zu suchen. Dort bieten vier Stockwerke mit 3.500 Quadratmeter Platz als Auffanglager - doch längst nicht genug für alle Betroffenen. Aus anderen Dörfern in der Umgebung suchten Menschen eine Sporthalle in Dubrovnik auf, um dort die Nacht zu verbringen. In der Siedlung Zlatni Potok brannten mehrere Häuser nieder, die Bewohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Stadt Dubrovnik zählt mit mehreren Hunderttausend Besuchern jährlich zu den Touristenmagneten in Kroatien.
Todesopfer forderten die Wald- und Buschbrände, die bereits seit Wochen im Hinterland der kroatischen Küste toben, bislang nicht. Jedoch habe es auch am vergangenen Wochenende mehrere Verletzte gegeben. Ein Feuerwehrmann musste mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert werden, so Vize-Einsatzleiter Vuko. Doch auch wenn man die Brände zwischenzeitlich unter Kontrolle gebracht habe, könne man noch lange nicht aufatmen. Denn schon kleinere Windstürme könnten die Flammen in den nächsten Tagen erneut anfachen, so Vuko.
Bereits Ende Juli hatte ein Großbrand im Velebit-Gebirge, gut 50 Kilometer vor der Küstenstadt Zadar, für landesweiten Schrecken gesorgt. Bei dem Brand waren Teile des Paklenica-Nationalparks niedergebrannt, der zahlreichen Braunbären und Luchsen eine Heimat bietet. Auch hier wurde das bis zu einem Meter hohe trockene Unterholz in den Wäldern durch starke Bora-Windstürme angefacht. Landminen und extreme Höhenunterschiede in dem Nationalpark erschwerten die Löscharbeiten. Mehr als 170 Hektar Landschaft waren niedergebrannt. Die Polizei hatte einen 25-jährigen Verdächtigen festgenommen, der sich mit seiner Ehefrau gestritten haben und aus Wut sein Wochenendhaus angezündet haben soll, sagte Innenminister Ivica Kirin gegenüber Journalisten.
In den vergangenen Tagen wurde in den kroatischen Medien immer wieder von Brandstiftung berichtet, allerdings spielen hier nach Einschätzung von Psychologen eher persönliche Gründe eine Rolle - anders als in Italien, wo der lokalen Mafia unterstellt wird, durch die Brände an potenzielles Bauland zu kommen.
Inwiefern sich die Brände auf den Tourismus auswirken werden, ist noch offen. Allein im Juli hatte die Brandschutzbehörde über 900 Brände im ganzen Land verzeichnet. Auch Touristen waren davon betroffen. So mussten auf der Badeinsel Solta vor Split bis zu 400 Gäste evakuiert werden, nachdem Brände dort rund zehn Prozent der Inselnatur zerstört hatten. Und in einem Campingplatz bei Primosten, nahe Sibenik, hatte ein Feuer mehrere Zelte und Wohnwägen zerstört. Ein Tourist wurde bei den Flammen verletzt. Informationen über Stornierungen von Reiseveranstaltern gäbe es bislang nicht, sagt Niko Bulic, Direktor der Kroatischen Tourismusbehörde in Zagreb. Die touristische Saison werde weiter fortgesetzt, man erwarte sogar rekordverdächtige Besucherzahlen in diesem Jahr. Derzeit halten sich eine Million Touristen an der kroatischen Adriaküste auf und niemand sei in Gefahr, so Bulic.
Die Waldbrandgefahr aber hält an. Bis Ende August können keine Entwarnung gegeben werden, man rechne mit täglichen Einsätzen der vier Löschflugzeuge vom Typ Canadair, so ein Sprecher des Kroatischen Verteidigungsministeriums.