Slowenien plant Gas-Terminal an der Adria
Der Bau von Flüssiggasterminals gilt spätestens seit der russisch-ukrainischen Energiekrise zum Jahreswechsel 2005/06 in Westeuropa als brauchbare Alternative für mehr energiepolitische Unabhängigkeit. Dabei gilt der Adria-Raum aufgrund seiner strategisch günstigen Lage für die Lieferung mit dem Schiff und den Weitertransport über Land nach West- und Mitteleuropa als besonders gefragter Standort. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in der Vergangenheit gleich zwei ambitionierte Projekte in Italien und Kroatien mit Unterstützung internationaler Gaskonzerne angeschoben wurden.
Die Übergabe einer Projektdokumentation an das slowenische Wirtschaftsministerium durch die in Bonn ansässige internationale Firma Tractebel Gas Engineering (TGE) zum Bau eines Flüssiggasterminals im Hafen Koper hat nun endgültig auch Slowenien als dritten Standort ins Spiel gebracht und zugleich die Positionen innerhalb Sloweniens gehörig durcheinander gewirbelt. Denn bisher hatte sich die Regierung in Ljubljana eindeutig gegen den Bau des Terminals im italienischen Triest direkt vor der eigenen Haustür ausgesprochen. Dies sei mit erheblichen Risiken für die Umwelt verbunden. Damit bildete die slowenische Regierung eine ungewöhnliche Allianz mit Umweltschutzverbänden und Tourismusexperten in Italien und Slowenien, die das Terminal verhindern wollen. Da passen Überlegungen zu einem eigenen Gas-Terminal in Koper eigentlich nicht ins Bild.
Wirtschaftinteressen stehen vor Umweltschutz
Doch es scheint so, dass die Sache anders liegt. Sobald es um eigene Wirtschaftsinteressen geht, wird Umweltschutz plötzlich zweitrangig. Dabei spricht durchaus einiges für den Bau eines Terminals für Liquefied Natural Gas (LNG) in Koper. Der einzige slowenische Adriahafen mausert sich immer mehr zu einem internationalen Logistikdrehkreuz. Und mit dem slowenischen Öl- und Gaskonzern Petrol ist schon ein großer Konzern mit eigenen Logistikkapazitäten vor Ort.
Als erster brachte schon im Mai Robert Časar die Möglichkeit eines eigenen Terminals ins Spiel. Časar ist Direktor der mehrheitlich vom Staat kontrollierten Hafengesellschaft Luka Koper und auch noch Parteifreund von Premierminister Janez Janša. Mit Igor Šalamun, Direktor des staatlichen Energiedirektorats, schlug sich kürzlich ein staatlicher Repräsentant auf die Seite der Terminal-Befürworter: „Jede Alternative Slowenien mit Gas zu versorgen, ist willkommen”, so Šalamun.
Millardeninvestitionen und Interessenskonflikte
Laut der Bonner TGE, an der der französische Energiekonzern SUEZ zu 25 Prozent beteiligt ist, soll in das neue Terminal rund eine Milliarde Euro investiert werden. Dabei legt TGE Wert darauf, dass sich das zukünftige LNG-Terminal in Koper von dem bei Triest geplanten deutlich unterscheidet, da zum Beispiel für die Regasifizierung kein Meerwasser verwendet wird. Außerdem soll ein Gaskraftwerk errichtet werden, das zugleich Warmwasser für die Regasifizierung des Flüssigerdgases liefert. Die TGE ist sich der Brisanz des Themas in der slowenischen Öffentlichkeit anscheinend bewusst und versucht Umweltschützern, der Regierung und weiten Teilen der Bevölkerung den Bau damit schmackhafter zu machen.
Das Dilemma, in dem Sloweniens Regierung nun steckt, bringt Wirtschaftsminister Andrej Vizjak auf den Punkt. Er pflichtet seinem Energiedirektor Šalamun bei, dass das Terminal die zuverlässige Versorgung Sloweniens mit Energie bedeuten würde. Aber er verweist darauf, dass dem Terminal in Slowenien die gesellschaftliche Akzeptanz fehle. Die Zurückhaltung der slowenischen Regierung hat jedoch noch einen anderen Grund. Ein von TGE errichtetes und betriebenes Terminal könnte zu einem strategischen Interessenkonflikt in Koper führen. Denn Premier Janša hat unlängst bereits den russischen Konzernen Gasprom und Lukoil die Nutzung und den Aufbau eigener Lagerkapazitäten im Hafen Koper angeboten.