Kroatien

Die „kava" bestimmt den Puls der Stadt

Ohne eine „kava" geht in Zagreb nichts. Aus winzigen Mokkatassen, schwarz und mit viel Zucker - so nippen die Kroaten ihren Kaffee am liebsten. 


REISEINFORMATIONEN

In der Stadt

Sparen kann man mit der Zagrebcard, die 24 oder 72 Stunden gültig ist. Die Card kann in Hotels, am Flughafen oder bei der Touristeninformation gekauft werden und bietet viele Ermäßigungen. Am einfachsten geht das Selbst-Ausdrucken im Internet:  http://zagrebcard.fivestars.hr

Taxen sind in Zagreb verhältnismäßig teuer, die Startgebühr liegt bei mindestens 2,60 Euro, Gepäck wird oft extra berechnet.

Einkaufen: Die Ilica - ein Paradies für Schuhfans

Auf der geschäftigen Einkaufsstraße Ilica prallen zwei Welten aufeinander: Modeboutiqen wie Tally Weil, Sasch und unglaublich viele Schuhläden wechseln sich mit kleinen Handwerkergeschäften ab. Hier findet man noch Schuster, Hutmacher, Juweliere oder Werkstätten, die Regenschirme und Handtaschen reparieren.

Auf dem Bauernmarkt Dolac gibt es auch Olivenöl, getrocknete Feigen oder typische Zagreber Souvenirs wie rotlackierte Salzteigherzen mit Aufschrift.

Wer auf Geschirr, Nippes oder alten Schmuck steht, kommt am Sonntagmorgen auf dem Britanski Trg (Britischer Platz) beim Antikmarkt auf seine Kosten. Feinkost, Olivenseife und so manch leckeren Tropfen bietet Bakina kuća (Omas Haus, Strossmayerov trg 7).

Essen und Trinken

Viel Geld braucht man in Zagreb nicht, um satt zu werden: In der Teslina Ulica (Tesla-Straße) konkurriert die Pinguin Sandwich Bar (Hausnummer 7) mit mehreren Fast-Food-Pizzabuden bis spät in die Nacht. Nicht wundern, in Kroatien wird Pizza gerne mit einem Klecks Ketchup und Majonäse gegessen! Wer es deftiger mag, findet rund um den Dolac-Bauermarkt Čevapčići oder Burek, mit Käse oder Fleisch gefüllte Blätterteigpasteten.

Vegetarier kommen im makrobiotischen Restaurant Nova (Ilica 72) mit dem üppigen Tagesteller voll auf ihre Kosten. Auch das Ivica & Marica (Hänsel und Gretel, Tkalčićeva 70) hält viele fleischlose Spezialitäten bereit, aber auch Fischgulasch im Kupferkessel oder "gesunde Kuchen" aus Vollkornmehl und Rohrzucker.

Wer Fisch mag, kommt im Korčula (Nikola Tesle 17) auf seine Kosten - das Meer ist schließlich gerade mal anderthalb Fahrstunden entfernt. Zu den Spezialitäten gehört hier "Bakalar" - getrockneter Stockfisch, der tagelang eingeweicht und oft stundenlang gekocht wird.

Abfeiern in Zagreb

Als beste Party-Location gilt in den Sommermonaten der Jarun, ein künstlicher See, den man mit der Straßenbahn und kurzem Fußmarsch eigentlich die ganze Nacht hindurch erreicht. Hier reihen sich zahlreiche Cafes und Discos aneinander, sei es Salsa, House oder Discopop - hier findet garantiert jeder etwas für sich.

In der Tkalčićeva-Straße kann man sich in einer der zahlreichen Kneipen vergnügen. Im Sax (Palmotičeva 22)  finden fast täglich Live-Konzerte der verschiedensten Bands statt, hier gibt es Jazz und Rock gleichermaßen zu hören. Wer die Achziger Jahre mag, kann Dienstags und Donnerstags prima im Gjuro II (Medveščak 2) abtanzen, die Disco hat ihren Standort im Sommer allerdings an den Jarun-See verlagert. Und wer auf stylische Lounge-Bars steht, geht in die Škola (Schule, Bogovičeva 2) oder zum Chill-out ins Apartman (Nikola Tesle 17).

Ausflugstipp

Zagreb liegt am Fuß des Medvednica-Gebirges. Die höchste Erhebung heißt Slijeme (1.033 Meter), hierher pilgern die Zagreber am Wochenende zum Wandern. Von der alten Burg Medvedgrad, einer Befestigungsanlage aus dem Jahr 1250, hat man einen prima Ausblick über die ganze Umgebung. Der Berg ist via Straßenbahn und Bergbahn gut zu erreichen.


Der jüngste Bürgerkrieg

Zagreb blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Vom jüngsten Bürgerkrieg in Kroatien (1991-1995) blieb die Stadt allerdings weitgehend verschont - im Gegensatz zu anderen Gegenden des Landes, die bis heute vermint sind. Die Frontlinie verlief gerade mal 40 Kilometer südlich von Zagreb.

An die zahlreichen gefallenen Soldaten aus Zagreb erinnert eine Mauer aus roten Ziegelsteinen, die jeweils mit einem Namen beschriftet sind. Die Mauer stand in der Ilica-Straße, wurde jedoch vor zwei Jahren durch Vandalismus beschädigt und befindet sich seither auf dem Mirogoj-Hauptfriedhof.

Insgesamt hat der Krieg das Bild der Stadt geprägt: Heute leben mehr Menschen aus anderen Landesteilen Kroatiens in Zagreb. Vor allem Flüchtlinge aus dem fast völlig zerstörten Vukovar, aber auch aus Bosnien-Herzegowina, haben hier eine neue Heimat gefunden.

Buchtipp

Uwe Mauch: "Zagreb entdecken. Die kroatische Hauptstadt und ihre Umgebung", Trescher Verlag Berlin, 1. Auflage November 2006, 15,95 Euro


Oft sitzen sie dabei stundenlang in einem der zahlreichen Straßencafés in der Unterstadt (Donji grad), beobachten die Passanten oder blättern in der Zeitung. Bei schönem Wetter herrscht hier südländische Gelassenheit. Und es gibt wohl kaum einen Stuhl rund um die Bogovičeva-Straße und den Preradović-Platz, der nicht belegt wäre.

Wer hier zu spät kommt, probiert es einige Schritte weiter auf dem zentralen Ban-Jelačić-Platz: Aufwändig sanierte Fassaden und Kaffeehäuser mit meterhohen Glasfenstern rufen Erinnerungen an Wien hervor. Doch auch die Zrinjevac-Parkanlage südlich des Hauptplatzes, die entlang stilvoller Bürgerhäuser zum Bahnhof führt, hat viel von dem Charme längst vergangener Tage, als Zagreb noch zum Habsburger Reich gehörte. Mit "sacherica" (Sachertorte) und "kremšnite"(Kremschnitten) werden die alten Wiener Traditionen gepflegt. Und nicht selten rühmen sich die Zagreber damit, dass ihre Stadt "das zweite Wien" sei.

Bis heute haben sich auch viele deutsche Lehnwörter in Zagreb erhalten: So ist der "štreber" (Streber) mit den "cviker" (Brille) hier wohl genauso unbeliebt wie in Deutschland. Und auf dem Dolac, dem größten Bauernmarkt der Stadt, der gleich hinter dem Ban-Jelačić-Platz beginnt, kann man "grincajg" (Suppengrün) kaufen. Viel leckerer sind natürlich die frischen Feigen, der selbst gemachte Rahmkäse oder die üppigen Wassermelonen, die hier feilgeboten werden. Probieren ist erlaubt! Zweigt man östlich vom Markt ab, gelangt man nach wenigen Metern zur Kathedrale im Kaptol-Viertel. Ihre beiden neogothischen Türme, die 105 Meter hoch sind, sieht man schon von weitem. Wer in die entgegen gesetzte Richtung abbiegt, kann seine Café-Tour fortsetzen: In der Tkalčićeva-Straße reihen sich Kneipen und Restaurants aneinander. Hier flanieren Zagreber Schönheiten mit übergroßen Sonnenbrillen gerne auf und ab. Die historische Altstadt Gradec erreicht man durch das Steintor (Kamenita vrata), das zugleich eine Marienkapelle ist.

Hier beten die oftmals streng katholischen Kroaten und zünden Kerzen für die Verstorbenen an. Nur wenige Schritte weiter prallen zwei Welten aufeinander: Herausgeputzte Regierungsgebäude und Museen wechseln sich mit verschrammelten kleinen Barockhäusern ab, an denen längst schon der Zahn der Zeit nagt. Überall in der Oberstadt ist das kroatische Wappen mit dem Schachbrettmuster präsent, in überdimensionaler Größe sogar auf dem Dach der St. Markus Kirche (Crkva Svetog Marka).

Wer um die Mittagszeit durch die Oberstadt flaniert, sollte nicht allzu schreckhaft sein, denn dann wird täglich punkt 12 Uhr ein Kanonenschlag vom Lotrščak-Turm (Kula Lotrščak) abgefeuert. Der ohrenbetäubende Knall lässt die Taubenscharen aufgeregt durcheinander flattern. Vom Aussichtsturm aus hat man eine prima Aussicht auf die roten Ziegeldächer der Unterstadt. Diese erreicht man über eine Steige oder mit der alten Zahnradbahn, der Uspinjača (täglich 6.30 bis 21 Uhr, im 10-Minuten-Takt). Unten angekommen, ist die Beschaulichkeit der Oberstadt auch schon wieder vergessen: In der geschäftigen Haupteinkaufsstraße Ilica quietscht die altmodische blaue Straßenbahn, hier drängen sich die Zagreber vor den Schaufenstern und in den Läden. Doch bis zum nächsten Straßencafé sind es erneut nur wenige Schritte. Zeit zum Ausruhen, denn die "kava" bestimmt schließlich den Rhythmus der Stadt.


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