Stahlwerk-Privatisierung geht in die fünfte Runde
Arbeiten in drei Schichten - ein Phänomen, das im Stahlwerk der zweitgrößten kroatischen Stadt Split längst schon der Vergangenheit angehört. Der marode Großbetrieb mit seinen fast 500 Mitarbeitern dümpelt seit Jahren vor sich hin, Kapazitätsauslastung ist hier ein Fremdwort. 22 Millionen Euro hat der Staat bislang in die Modernisierung investiert, doch das Werk schreibt seit Jahren weiterhin rote Zahlen. 2005 lagen die Verluste bei fast einer Million Euro. Als Rettungsanker galt die geplante Privatisierung, die nun unerwartet in letzter Minute geplatzt ist. Mit der Begründung, man könne die versprochenen Verpflichtungen nun doch nicht übernehmen, hatte sich das ukrainisch-kroatische Joint Venture Armko Smart in diesen Tagen aus dem Geschäft zurückgezogen - per Anwaltsschreiben und unmittelbar vor der geplanten Vertragsunterzeichnung.
Die Wirtschaftszeitung „Poslovni dnevnik“ spekuliert unterdessen, dass der potenzielle Käufer von 89,34 Prozent Unternehmensanteilen (101.146 Aktien) inzwischen eine günstigere Akquise innerhalb der Europäischen Union gefunden habe. Das Geschäftsverhalten von Armko Smart sei „ziemlich seltsam und alles andere als korrekt“, verkündete Vize-Premier Damir Polancec vor Journalisten in Zagreb. Dass man dem potenziellen Käufer die eingezahlte Bürgschaft von 1,5 Millionen kroatischen Kuna (rund 206.000 Euro) nicht zurück erstatten werde, sei allerdings keine Genugtuung, so der Politiker.
In den nächsten Tagen will der Kroatische Privatisierungsfonds die fünfte Ausschreibung veröffentlichen, zu den gleichen Bedingungen: An den symbolischen Kaufpreis von einer Kuna ist eine Tilgung der Verbindlichkeiten von rund 30 Millionen Euro gekoppelt, wobei staatliche Schulden teilweise erlassen werden könnten. Hinzu kommt eine Sozialklausel. Armko Smart hatte mit seinem Angebot zunächst überrascht, da die Aufstockung der Belegschaft von 488 auf 530 Mitarbeiter sowie die Begleichung aller Außenstände, ohne Nachlässe, versprochen worden war. Der Vorsitzende des kroatischen Gewerkschaftsbundes, Ozren Matijasevic, bezeichnete den potenziellen Käufer unterdessen als „Spekulanten“. Man werde alles unternehmen, um das Unternehmen von erneuten Ausschreibungen in Kroatien auszuschließen - doch leider gäbe es keine gesetzliche Regelung, die solche Sanktionen ermögliche, sagte Matijasevic dieser Zeitung. Zagreb müsse Kiew dringend eine diplomatische Note senden, so die Forderung des Gewerkschaftsbundes. Am meisten betroffen seien die Arbeiter im Stahlwerk: Jeder der bislang gescheiterten Privatisierungsversuche verzögere die Rückkehr zu einer wettbewerbsfähigen Marktposition, die Löhne im Werk erreichten bei weitem nicht den kroatischen Durchschnitt von 600 Euro, so Matijasevic.
Dass die Privatisierung des Stahlwerks Split gerade jetzt geplatzt ist, kommt der Regierung allerdings ziemlich ungelegen - denn bis Ende Februar muss der Europäischen Kommission ein nationales Programm zur Restrukturierung des Metallsektors vorgelegt werden. Um die ganze Angelegenheit zu beschleunigen, wolle man nun die Mitbieter der vierten Ausschreibungsrunde explizit zu einer neuen Angebotsabgabe einladen, so die Pläne. Insgesamt hatten 14 Interessenten die Tenderdokumentation eingesehen. Außer Armko Smart hatte nur die GM Holdings, eine Tochter der britischen Stemcor mit Firmensitz auf Mauritius, ein vollständiges Angebot zugestellt. Die Unterlagen der slowenischen Store Steel, der polnischen Zlomrex und der deutschen Max Aicher Unternehmensgruppe hatten die formalen Auflagen unterdessen nicht erfüllt. Das Stahlwerk Split ist eines von rund 70 kroatischen Unternehmen, die sich noch mehrheitlich in staatlicher Hand befinden. Davon schreiben etwa 50 Firmen chronisch rote Zahlen - ganz vorne liegt dabei auch das Stahlwerk Split. Der kroatische Staat ist derzeit noch an 630 Unternehmen beteiligt.