Polen

Kaczynski contra Springer

Aus Wut über eine kritische Titelgeschichte will der polnische Premierminister gegen deutsche Verlage vorgehen

Warschau (n-ost) - Der polnische Premierminister Jaroslaw Kaczynski offenbart erneut sein schwieriges Verhältnis zu den Medien: Als Reaktion auf eine Titelgeschichte des polnischen Wochenmagazins "Newsweek", das von Axel Springer Polska herausgegeben wird, kritisiert der Regierungschef den Einfluss deutscher Medienunternehmen auf die polnische Medienlandschaft. Dem ersten Programm des öffentlich-rechtlichen Radiosenders "Polski Radio" sagte der Premier in Richtung der deutschen Verlage in Polen: "Wir sollten darüber nachdenken, ihren Einfluss zu begrenzen"Newsweek hatte den Machthunger des Premierministers in seiner aktuellen Ausgabe mit dem des russischen Präsidenten Wladimir Putin verglichen und ihn auf der Titelseite als Matrjoschka karikiert, die in der hölzernen Schale des russischen Präsidenten Wladimir Putin steckt. Die Titelgeschichte wendet sich gegen Kaczynskis autoritären Regierungsstil. Dort heißt es, dass der Zwillingsbruder des Präsidenten Lech das "Recht instrumentalisiert" und die "nationalistische Karte spielt". Außerdem seien "die Ähnlichkeiten zwischen den Mächtigen in Polen und Russland beunruhigend zahlreich".In der darauf folgenden Ausgabe der Tageszeitung "Dziennik", die ebenfalls zum Springer-Konzern gehört, beeilt sich der stellvertretende Chefredakteur Cezary Michalski in einem ganzseitigen Essay unter der Überschrift "Kaczynski ist nicht Putin", den Vorstoß der Newsweek-Kollegen wieder auszugleichen: Er schreibt, dass "Newsweek stark übertreibt in dem Vergleich zwischen dem heutigen Polen und dem Russland Wladimir Putins".Es ist nicht das erste Mal, dass der polnische Regierungschef nach einem kritischen Artikel Medienschelte betreibt. Die Drohung gegen deutsche Verlage überrascht insofern, als dass die Publikationen von Springer in Polen als Regierungskonform gelten und Jaroslaw Kaczynski selbst als regelmäßiger Gastautor in den Springer-Zeitungen auftaucht. Seinen Angriff auf die deutschen Medienunternehmen - er nannte Springer nicht wörtlich - verpackte der Premier in einem scharfen Appell an sämtliche Verlage, die ständige Kritik an seine Regierung einzustellen.Axel Springer verfügt über wachsenden Einfluss in Polen. Der Verlag unterhält mit "Dziennik" und "Fakt" zwei der drei größten Tageszeitungen des Landes, einige Frauenzeitschriften, außerdem polnische Versionen der Auto- und Computerbild. Zuletzt hat Springer 25,1 Prozent an dem polnischen Privatfernsehsender Polsat erworben und engagiert sich zusätzlich im Radiogeschäft. Nach dem Einstieg Springers ins polnische Fernsehgeschäft wurden erste Stimmen laut, die vor einer gefährlichen Medienkonzentration warnten. Neben Springer spielt auch die Passauer Verlagsgruppe mit 13 Regionalzeitungen eine wichtige Rolle in Polen. Die deutschen Zeitschriftenverlage Gruner + Jahr und Bauer dominieren das Segment der Publikumszeitschriften.Ende--------------------------------------------------
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