Bukarest - zwischen Balkan und Europa
Stadtporträt Bukarest - die Mischung aus Balkan und Europa
Bukarest (n-ost) – „Die rumänische Musik hat mich hierher gelockt!“, sagt Katrin Tamke aus Deutschland. Sie ist schon zum zweiten Mal in Bukarest und will wiederkommen, denn sie hat hier nicht nur lebendige Musik vorgefunden, sondern auch einen Ort der „anders ist als alles andere was ich bisher in meinen Reisen durch Europa gesehen habe“. Die alten, verfallenen Gebäude neben den neuen Einrichtungen, die Bäume die teils wild umherwachsen, das bunte Stadtleben haben die 25-Jährige beeindruckt.
Die rumänische Hauptstadt am Damboviţa-Fluss ist auch ständig in Bewegung, die Menschen eilen in alle Richtungen, Autos hupen im dichten Verkehr, gerade deswegen hat Katrin Lust auf Bukarest. „Es ist immer etwas los, ich lasse alles auf mich zukommen“, sagt sie. Ohne Stadtplan entdeckt sie die Stadt und die „einfachen Menschen, die sehr freundlich sind.“
Miryang Lee aus Südkoreea weiß hingegen genau, was sie in Bukarest besichtigen will. Ihr erster Weg geht zum Parlamentspalast. Das ehemalige „Haus des Volkes“, mit dem der ehemalige rumänische Staatschef Nicolae Ceauşescu den sozialistischen Mittelpunkt des Landes schaffen wollte, soll mit mehr als 330.000 Quadratmetern das weltweit zweitgrößte Haus nach dem Pentagon sein. Mehr als 20.000 Bauarbeiter und 400 Architekten setzten in den 80er Jahren Ceausescus Pläne um. Während das Volk hungerte, wurde das „Haus des Volkes“ ein Prachtbau ohnegleichen: weiße Marmorblöcke, tonnenschwere Kronleuchter aus Kristall, endlos-lange Teppiche zieren jedes der zwölf Stockwerke. Gleich vor dem Palast, in dem heute Abgeordnetenkammer und Senat sitzen, erstreckt sich der Unirii Boulevard (auf Deutsch: Vereinigungsboulevard), früher Boulevard des Sozialistischen Sieges genannt, der nach dem Vorbild der Champs Elysees in Paris entstanden ist. „Alles ist unglaublich riesig und maßlos in diesem Palais und rundherum“, staunt die 43-Jährige Asiatin Miryang Lee über die Megalomanie des Diktators. Auch dass in den vielen Neubaublocks ein Großteil der Bukarester überhaupt leben will, wundert sie. Uber 750.000 Appartements wurden für die Arbeiter der „Goldenen Ära“ gebaut.
Das ehemalige „Haus des Volkes“ ist jetzt Sitz der Abgeordnetenkammer und des Senats. Foto: Laura Capatana JullerCeauşescus Grössenwahn prägt das Stadtbild von Bukarest. Trotzdem bedeutet Bukarest nicht nur Kommunismus. Die Altstadt steht als Beweis dafür. Ruinen aus dem Mittelalter zeugen vom ersten Bukarester Fürstenhof, der unter Vlad Tepeş, bekannt auch als Dracula, 1459 gegründet wurde. Der Fürstenhof war das politische und wirtschaftliche Zentrum der Walachei. Die Kirche Stavropoleos ist das älteste, vollständig erhaltene Baudenkmal der Stadt. Sie wurde von einem griechischen Mönch 1724 gebaut und weist orientalische Einflüsse auf.
Gleich nebenan steht noch die einzige ehemalige Karawanserei von Beginn des 19. Jahrhunderts, Hanul lui Manuc. Im großen, rechteckigen Gebäude wurde ein Hotel mit Restaurant eingebaut. Im Sommer kann man auf der Terrasse im Innenhof bei einem Kaffee, oder einem Gläschen Ţuika (sprich: Tzuika) – der rumänischen Schnapsvariante - verschnaufen.
Ein Spaziergang durch die kleinen Straßen mit Kopfsteinpflaster und alten Gebäuden ist ein Muss für jeden Touristen. Deutsche, österreichische, jüdische oder etwa bulgarische Besucher erfahren, dass ihre Landsleute vor Jahrhunderten hier gehandelt und Geschäfte betrieben haben. Sie waren Kürschner, Schuhmacher, Kesselschmiede, Sattler oder Lebensmittelhändler. Die Straßennamen erinnern daran. So auch die Lipscanistraße - „Straße der Leipziger“ oder die Gabrovenistraße, wo Bulgaren aus Gabrovo ihre Ware verkauften.
Die unterschiedlichen Baustile in der Altstadt zeugen vom Zusammenleben der verschiedenen Kulturen. Renaissance, Barock, Neo-Klassizismus treffen hier aufeinander. Seit einigen Jahren wird die Altstadt saniert und entwickelt sich zum In-Viertel mit schicken Szenelokalen, Clubs, teuren Restaurants aber auch Antiquitätenläden, Kunstgalerien oder Basaren.
„Die meisten Touristen kommen ohne viel Vorwissen nach Rumänien. Sie sind angenehm überrascht, dass Bukarest nicht ein grauer Streifen am Ende der Welt ist“, sagt George Leonida, Touren-Leiter bei einer großen Reisegesellschaft. „Die Besucher entdecken in Bukarest eine Metropole, in der man alles findet, was man will – allerdings zu europäischen Preisen.“ Leonida weiß, dass die Touristen, die schon einmal in Paris waren, beim Anblick des Triumphbogens aus Bukarest ein Déjà-vu haben. Dieser ist nämlich eine Kopie des Bogens in der französischen Hauptstadt und wurde 1936 in Erinnerung an den Sieg der rumänischen Armee im Ersten Weltkrieg eingeweiht. Der Triumphbogen und die breiten Boulevards machten Bukarest zu „Klein-Paris“.
Der Triumphbogen in Bukarest ist eine Kopie dessen aus Paris. Foto: Laura Capatana JullerEine Attraktion jeder Stadttour ist das Dorfmuseum, d as die Volkskunst aus allen Teilen Rumäniens zeigt. Typische Häuser, Kirchen und Objekte, wie Teppiche, geschnitzte Tore, Gefäße unterschiedlicher regionalen Stile sind im Museum ausgestellt. Das Dorfmuseum ist eines der ältesten und größten Freilichtmuseen in Europa.„Manche Reisende, meist die aus Amerika, brennen danach auf den Markt zu gehen oder sogar ins Roma-Viertel. Sie interessiert das Leben in Bukarest“ sagt Ana Herman, Reiseleiterin für Privatgruppen. Abends locken rumänische Restaurants im Zentrum der Stadt mit traditioneller Küche und Live-Volksmusik. Beliebt sind auch klassische Konzerte im Atheneum, das eine besonders gute Akustik hat. Schon Arthur Rubinstein, Richard Strauss oder Yehudi Menuhin traten in diesem Konzertsaal auf.Zur Abwechslung dazu bieten Bars wie „Green Hours“ oder das „Art Jazz Cafe“ moderne Musik von Jazz bis Rock an. Für lange Nächte dient das kostenlos in Bars erhältliche Informationsblatt „B24 Fun“ als Wegweiser. Von Bars, über Striptease-Clubs oder Casinos lässt sich für jeden Geschmack etwas finden.Das Studentenviertel „Regie“ ist bekannt für seine Diskotheken. Jedes Wochenende strömen geschminkte Studentinnen auf Stöckelschuhen und junge Männer mit durchtrainierten Körpern und gegeltem Haar in die Partybuden. Nach dieser Anstrengung bieten die Kebab-Läden, die durchgehend geöffnet haben, Kalorien-Nachschub an. „Es ist toll, dass man hier zu jeder Uhrzeit Essen kaufen kann“, freut sich ein Besucher aus Hannover.
Für all das muss man sich in Bukarest Zeit lassen, sind sich Miryang Lee und Katrin Tamke einig. Reisefirmen orientieren sich allerdings stärker auf so genannte „Citybreaks“, verlängerte Wochenenden, die die Touristen auf den Geschmack von Bukarest bringen sollen. Von Flug über Hotel bis zu Stadttour, Restaurant und Ausgehen wird im 3-Tage und 2-Nächte-Programm für etwa 300 Euro pro Person alles angeboten. „Die Nachfragen für Reisen nach Rumänien sind besonders in Deutschland und Österreich deutlich gestiegen. Wir hoffen, dass der EU-Beitritt noch weitaus mehr Ausländer nach Bukarest locken wird. Und hoffentlich nicht nur für ein Wochenende“, sagt Tourismusexperte Leonida.
INFOKASTEN Einreise:
Für deutsche und österreichische Staatsbürger ist kein Visum erforderlich.
Weitere Infos: www.romaniatravel.com.Anreise:
TAROM, Lufthansa, KLM, Carpatair, Swiss u.a. fliegen Bukarest an.
Die Billigfluglinie SkyEurope (www.skyeurope.com) fliegt von Köln über Bratislava nach Bukarest, von Wien (mit Shuttlebus) über Bratislava in die rumänische Hauptstadt. BlueAir (www.blueair-web.com) fliegt von Köln nach Bukarest, WizzAir (www.wizzair.com) von Dortmund auf den internationalen Flughafen Băneasa. Mietwagen sind an beiden bukarester Flughäfen, Henri Coandă und Băneasa, erhältlich, unter www.active-rentacar.ro oder www.hertz-europe.com, manche Hotels bieten einen Shuttle-Service an. Offentlicher Verkehr:
Bukarest hat ein dichtes Strassenbahn-, Bus-, Trolleybus-Netz. Vier Metrolinien (U-Bahn) durchkreuzen ganz Bukarest.
Vom Internationalen Flughafen Henri Coandă, Entfernung zum Stadtzentrum zirka 17 Km, ins Zentrum fährt der Linienbus 783 vor dem Flughafen.
Vom Bahnhof, Gara de Nord, fahren u.a. die Busse 205, 105, 178, 123, 133; Straßenbahnen 6, 34, 35, 37, 44, 45, 46, 52; Trolleybusse 62, 71, 85, 79, 85, 86, 93, 96 ins Zentrum. TAXI
Am besten ist Sie fahren mit Taxis die Firmenname und Kilometerpreis auf dem Auto stehen haben. Anerkannte Firmen sind Cristaxi (Tel. 444.15.15, 9461, 9466), Taxi Cobalcescu (Tel. 9451) oder Mondial (Tel. 9423, 322.29.55.)Unterkunft:
Hotels im Zentrum, sind für jeden Geschmack, aber auch für jeden Preis erhältlich.
Hanul lui Manuc, Str. Franceză 62-64, www.hanulmanuc.ro Best Western Parc Hotel, Poligrafiei Boulevard 3-5, www.parchotel.ro Ahenee Palace Hilton, Episcopieistr. 1-3, www.hilton.comGünstige Übernachtungen:
Hostel Mioriţa, Lipscanistr. 12, Str. Lipscani 12, www.hostel-miorita.ro Central Hostel (ehemalige Villa Helga), Salcamilorstr 2, www.centralhostel.roWeitere Informationen: www.hoteltravel.com www.inyourpocket.com/romania/bucharest
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