Rumänien

Heiraten in Weiß im Eis

In den rumänischen Karpaten wurde Anfang Januar eine Eis-Kirche eingesegnetBalea-Lac (n-ost) – Wer davon träumt, ganz in Weiß in einer Eis-Kirche zu heiraten oder sein Kind im Eis zu taufen, der sollte sich auf den Weg nach Rumänien machen. In  den dortigen Karpaten, 70 Kilometer entfernt von der diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt Hermannstadt/Sibiu, wurde Anfang Januar eine Eis-Kirche eröffnet. Jedes Wochenende finden Gottesdienste in der 60 Quadratmeter großen Kirche statt. Nebenan steht Touristen ein Eis-Hotel zur Verfügung.Mitten in den rumänischen Karpaten, genauer gesagt in den Fogarscher Bergen am Bulea-See in 2034 Meter Höhe, kann man Gott besonders nahe kommen: Anfang Januar eröffnete dort die erste Eis-Kirche Osteuropas. „Es ist eine ökumenische Eis-Kirche, in der Orthodoxe, Katholiken und Protestanten, die in Rumänien vertreten sind, gemeinsam beten können“, sagt Arnold Klingeis, Leiter des Projekts. Zwei Babys wurden bereits für eine Eiskirchen-Taufe angemeldet. Das eine ist katholisch, das andere orthodox.Ökumenischer Gottesdienst in der Eis-Kirche von Balea. Foto: PrivatObwohl der orthodoxe Metropolit von Siebenbürgen, Laurenţiu Streza, kein Freund des eisigen Gotteshauses ist, weil nach seiner Ansicht „in einer Kirche die schmilzt, keine Messe gehalten werden“ könne, haben bereits Pfarrer dreier Religionen die Eis-Kirche gesegnet. Seit Januar halten sie jedes Wochenende Gottesdienste, für evangelische, rumänisch-orthodoxe und katholische Gläubige. Der Altar besteht aus einem riesigen Eisblock. Prunkstück der Kirche und einziger „Schmuck“ ist ein großes Eiskreuz mit einem aus Eis geschnitzten Jesus.Ein rumänisches Pärchen hat die Kirche bereits für seine Hochzeit gebucht. Die dazugehörige heiße Hochzeitsnacht, kann im Eis-Hotel nebenan stattfinden. Bei einer konstanten Zimmertemperatur von minus 3 Grad werden sich die Verliebten hier warm einpacken müssen. Von außen wirkt der eisige, kreuzförmige Hotel-Komplex eher unscheinbar, doch im Inneren erwarten den Besucher Tische und Hocker, eine große Cocktail-Bar und zwölf Doppelzimmer, natürlich alles aus Eis – selbst die Betten. 35 Handwerker, Maurer, Eiskünstler und Architekten verarbeiteten für Hotel und Kirche mehr als 15 Tonnen Eis aus dem zugefrorenen Balea See, um die Idee von Arnold Klingeis zu verwirklichen.Der Nachname des 28-Jährigen ist förmlich sein Programm: Inspiriert durch eine Eis-Kirche in Schweden brannte er darauf, etwas Ähnliches in Rumänien zu verwirklichen und seine eisige Vision in klingende Münze zu verwandeln. „Eis-Kirchen gibt es wenige auf der Welt, aber eine ökumenische Eis-Kirche ist wohl eine Weltpremiere. Es ist ein Spektakel mit dem wir auf Rumänien und dessen religiöse und kulturelle Werte international aufmerksam machen wollen.“ Eis-Hotels hat Klingeis in Kanada gesehen und schon im Vorjahr eines bei Bulea gebaut. Das war in Form eines Iglus. Mit dem Bau begann der junge Mann in der Nähe der Bulea-Schutzhütte, die seinen Eltern gehört. Seit sieben Jahren bewirtschaftet das rumänien-deutsche Ehepaar Regine und Franz Klingeis die Berghütte, die in den Sommermonaten zu einem beliebten Ausflugsziel in Rumänien geworden ist. Der Idee ihres Sohnes, nebenan noch eine Eis-Kirche und ein Eis-Hotel zu eröffnen, stand Regine Klingeis anfangs skeptisch gegenüber: „Ich habe sein Vorhaben für verrückt gehalten und war davon überzeugt, dass so etwas in Rumänien nicht funktionieren wird. Doch jetzt glaube ich, dass es ein voller Erfolg wird“. Ein gekreuzigter Eis-Christus schmückt die Eis-Kirche von Balea/Karpaten. Foto: PrivatDer Andrang von Touristen gibt ihrem Sohn Recht. Wo sich sonst um diese Jahreszeit nur vereinzelt Skifans oder Wanderfreunde verirren, herrscht seit Beginn der Arbeiten an den Eis-Bauten reger Betrieb. Hunderte Neugierige kommen täglich mit der Seilbahn in die Berge, um sich die fast fertigen Wunder aus der Nähe anzuschauen.Für eine Erfrischung steht den Touristen im Eis-Hotel eine „coole“ Bar aus riesigen Eissteinen zur Verfügung. Hier kann man eher Cocktails bestellen, als heiße Schokolade. Wodka wird in Eisgläsern serviert, der - wie sollte es anders sein - auf Eishockern sitzend getrunken wird. Schafspelze sollen vor der Kälte schützen.Dana Tarba hält es trotzdem nicht lange auf ihrem Platz aus. Die 28-Jährige ist für einen Tag aus dem 70 Kilometer entfernten Hermannstadt angereist, um sich das Hotel anzuschauen. „Ich finde die Idee großartig, aber übernachten könnte ich hier nicht. Da bin ich viel zu sehr eine Frostbeule“, erzählt die Medizinerin. Dabei ist eine Übernachtung vergleichsweise günstig. Für rund 20 Euro kann man sich für eine Nacht auf riesige Eisblöcke betten. Dünne Schaumstoffmatratzen, Decken und Tierfelle sollen für die nötige Wärme sorgen. Doch darauf allein möchte sich Remy Haasdijk aus Holland lieber nicht verlassen. Auf seiner Reise durch Rumänien hat er von dem Eis-Hotel gehört. Unbedingt wollte er es ausprobieren. Sicherheitshalber hat er sich noch einen Schlafsack mitgebracht. Schließlich möchte der 64-Jährige am nächsten Morgen nicht als Ötzi erwachen. Und falls es ihm doch zu kalt wird, kann er sich in die 150 Meter entfernte Schutzhütte ins Warme flüchten. Dort befindet sich auch die Toilette.„Eine Nacht im Hotel würde ich schon mal ausprobieren. Aber mir ist wichtiger, die Kirche zu sehen und da drinnen mit Leuten anderer Konfessionen zu beten. Das wird interessant“ erzählt die 24-Jährige Gabriela Savin.„Unsere Besucher sind international“, betont Arnold Klingeis. „Wir haben Gäste aus Deutschland, Österreich oder Ungarn“. Und damit es für diese ein einmaliges Erlebnis wird, bietet der Manager nach den Gottesdiensten im Eis-Hotel rumänisches Essen an, zubereitet in der Bulea-Schutzhütte. „Russendisco“ und Schneeshows am Abend sollen für zusätzliche Abwechslung sorgen. Noch bis Ende April möchte der Jungunternehmer Eis-Kirche und -Hotel offen halten, wenn diese sich nicht bereits vorher in Wasser aufgelöst haben. Bis dahin ist ein eisiges Vergnügen garantiert, das so schnell niemand vergessen wird.
Reiseinformationen für Info-Kasten:
Das 70 Kilometer entfernte Hermannstadt (rumänisch: Sibiu) ist täglich von Frankfurt, Stuttgart oder München mit den Fluggesellschaften Carpartair oder Tarom zu erreichen. Von dort verkehren kostengünstige Sammeltaxen bis zur Seilbahn.Für Rückfragen steht Arno Klingeis unter 0040 724 302 586 oder akbalealac@yahoo.com
zur Verfügung. Reservierungen sind unter  0040 745 072 602 oder cabana_balealalac@yahoo.com. *** Ende ***------------------------------------------
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