Weltmeister des Schaumweins
Bei Janez Istenic herrscht kurz vor dem Jahreswechsel Hochbetrieb. Der Winzer gehört zu den führenden Schaumwein-Produzenten in Slowenien und hat sich längst über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht: Jährlich empfängt er auf seinem Anwesen mehr als 10.000 Liebhaber von Wein und Sekt aus ganz Europa. Istenic war der erste, der die klassische Champagner-Gärmethode vor fast vier Jahrzehnten in Slowenien eingeführt hat.
Ganz im Osten von Slowenien, an der Landstraße nach Bizeljsko, empfängt eine große Tafel die Besucher: Weltmeister 2005, in der Kategorie der Schaumweine, steht darauf. Wer hier abbiegt, gelangt zum Weingut Istenic. Der Familienbetrieb gilt landesweit als zweitgrößter Erzeuger von Schaumweinen, hergestellt nach klassischer Champagner-Gärmethode. Gut 200.000 Flaschen werden in der modernen Kellerei pro Jahr abgefüllt.
Als Flagschiff des Hauses gilt „Barbara”, eine extra trockene Sorte. Was es mit dem Namen auf sich hat, erklärt Seniorchef Janez Istenic. Um seine Worte zu unterstreichen, öffnet er eine Flasche „Barbara”, der ein leichtes Zischen entweicht, und schenkt die perlende Flüssigkeit in langstielige Gläser ein. „Wir haben den Schaumwein nach unserer Tochter benannt, die im September 1968 geboren wurde, genau an dem Tag, an dem wir unsere erste Weinlese hatten”, erinnert sich der Winzer.
Klima in Ostslowenien wie in der Champagne
Mit den geernteten Trauben wollte man damals einen besonders guten Sekt herstellen, so die ehrgeizigen Pläne vor fast vier Jahrzehnten. Die Idee vom Schaumwein – dem Oberbegriff für Sekt und Co. – lies Janez Istenic bereits seit einem Praktikum in der Champagne nicht mehr los. In den sechziger Jahren hatte der junge Agrarwissenschaftler ein Stipendium der französischen Regierung erhalten. Bei einem Praktikum wurde er in die Champagner-Vergärung eingeführt. Diese unterscheidet sich von deutschem Sekt darin, dass meist mehrere Rebsorten gemischt werden.
Nach seiner Rückkehr in die damalige Volksrepublik Jugoslawien stellte Istenic sehr bald fest, dass Klima und Bodenbeschaffenheit in Bizeljsko der Champagne sehr ähnlich waren. „Ideal für weiße Rebsorten mit höherem Säuregehalt”, sagt der Kenner. Zu sozialistischen Zeiten dominierten allerdings große Kellereien und Winzergenossenschaften im Land, an die ein Großteil der Traubenlese geliefert wurde. Privaterzeuger wie Familie Istenic füllten damals nur geringe Mengen ab. Am Anfang seien es gerade mal 100 Flaschen gewesen, erinnert sich der Firmenchef.
Heute hat sich die Situation geändert: Fast 500 Winzer in Slowenien produzieren eine Million Hektoliter Wein, Schaumwein und Perlwein pro Jahr. Das meiste davon wird im eigenen Land getrunken. Hinzu kommt noch das Angebot ausländischer Erzeuger im Supermarktregal, das seit dem EU-Beitritt Sloweniens ständig zunimmt. „Ob wir wollen oder nicht, wir müssen diesen Konkurrenzkampf einfach akzeptieren”, sagt der Winzer. Seine Geheimwaffe: „Je weniger Trauben je Anbaufläche, umso qualitativer wird der Wein”. Damit praktiziert Istenic längst, was die Europäische Kommission in Brüssel in diesem Jahr lautstark forderte: Um den Ruf europäischer Weine in der Welt zu stärken, soll die Anbaumenge zugungsten einer verbesserten Qualität reduziert werden.
Warten auf die Kroaten
Seine Betriebsausrüstung hat Janez Istenic mit Hilfe der EU-Beitrittsförderung modernisiert. Diese Mittel sind inzwischen weggefallen. Ansonsten habe sich seit dem EU-Beitritt vor nunmehr zweieinhalb Jahren wenig verändert. Nur seine Etiketten habe er den europäischen Normen anpassen müssen, erzählt der Winzer.
Nun hoffe man jedoch, das Kroatien bald EU-Mitglied sein wird – denn die Grenze zum Nachbarland verläuft gerade mal zwei Kilometer vom Anwesen der Istenics entfernt. „Kroatien ist ein sehr guter Absatzmarkt, daher können wir es kaum erwarten, dass die Grenzen eines Tages wieder fallen, so wie es früher in Jugoslawien war”, sagt Istenic. Dann würden vielleicht auch wieder mehr Kroaten zur Weinprobe kommen. Derzeit werden sie allerdings durch Grenzkontrollen und die Null-Promille-Regelung in Kroatien abgeschreckt. Wie sich die Schengen-Außengrenze, die ab 2007 die beiden Staaten trennen wird, auswirkt, bleibt abzuwarten.
Unterdessen setzt Istenic auf Kunden aus Slowenien, Österreich, Frankreich, Skandinavien und Russland – mehr als 10.000 Weinliebhaber pilgern jährlich auf das Gut. Und wer mit der prickelnden „Barbara” zu sehr Freundschaft geschlossen hat, kann sich gleich ein Bett auf dem Anwesen reservieren.