Polen

„Graf Zeppelin“ taucht wieder auf

In der Ostsee vor Danzig stoßen polnische Ölarbeiter auf Hitlers ersten und einzigen FlugzeugträgerDanzig (n-ost) – Die „Graf Zeppelin“ ist gefunden. Dieser Ansicht sind polnische Experten, die am Donnerstag in Danzig die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Expedition zum Wrack vorstellten. Am 12. Juli waren Arbeiter der Ölgesellschaft Petrobaltic auf der Suche nach neuen Rohstoffvorkommen in der polnischen Ostsee auf ein gigantisches Wrack mit einer Breite von 30 und einer Länge von über 260 Metern Länge gestoßen. Zwei Tage lang untersuchten in dieser Woche Wissenschaftler des hydrographischen Büros der polnischen Kriegsmarine von Bord des Forschungsschiffes „Arctowski“ aus das Wrack. Auch ein Tauchboot kam dabei zum Einsatz. Nun ist die Gewissheit groß, dass es sich bei dem 70 Kilometer nördlich der Halbinsel Hel in 90 Metern Tiefe liegenden Wrack um Adolf Hitlers ersten Flugzeugträger handelt. Noch will Kommandeur Dariusz Beczek, Expeditionsleiter der polnischen Kriegsmarine, nicht von einer hundertprozentigen Sicherheit sprechen. Diese könne man erst geben, wenn Aufschriften auf dem Wrack oder eine Schiffsglocke gefunden seien. Doch nach der Analyse der Deckkonstruktion und der Aufbauten, sei man ziemlich sicher. „Anhand der Details, die wir mit unserem Tauchboot feststellten, können wir mit 99,9-prozentiger Sicherheit bestätigen, dass es sich um die  `Graf Zeppelin` handelt“, so Beczek. 
Expeditionsteilnehmer der Polnischen Kriegsmarine beim Studium der Sonaraufnahmen des Wracks. Foto: Polnische KriegsmarineDer Bau des Schiffes wurde bereits 1936 begonnen. Für den Antrieb wurde eine der weltweit stärksten Maschinenanlagen installiert, 33 Knoten sollte der Flugzeugträger damit erreichen können. Im Dezember 1938 wurde der Rohbau in Anwesenheit von Adolf Hitler auch zu Wasser gelassen. Doch richtig fertig wurde der Koloss, der über 40 Flugzeuge tragen sollte, nie. Die Kriegsmarine stellte das Projekt nach Kriegsbeginn zugunsten der deutschen U-Boot-Flotte zurück. „Die Dimensionen des Wracks und des Originalschiffs sind wirklich sehr, sehr ähnlich“, sagt Kapitän Artur Grządziel, stellvertretender Befehlshaber des Forschungsschiffes. „Wir haben eine Länge von 260 Metern ermittelt und die Graf Zeppelin war 262 Meter lang.“ Anhand der Sonaraufnahmen hat der Kapitän festgestellt, dass am Bug eine Beschädigung vorliegt. „Ein Turm auf der Steuerbordseite ist weggerissen worden“, zeigt Grzadziel auf einem Sonarbild. Wie genau die letzten Tage der „Graf Zeppelin“ ausgesehen haben, ist bis heute unklar. Nach einer Hypothese wurde das Schiff im Sommer 1947 aus dem Hafen von Swinemünde geschleppt. Die sowjetische Flotte soll mehrere Bomben an Bord gezündet haben, um zu testen, wie verwundbar vergleichbare amerikanische Flugzeugträger sind. Um die „Graf Zeppelin“ zu versenken, habe dies aber nicht ausgereicht. Daher sei das Schiff schließlich noch von einem U-Boot zweifach torpediert worden. Diese Hypothese wird von den Ergebnissen der polnischen Experten gestützt. „Das Schiff wurde aufs offene Meer gelenkt, beschossen und bombardiert“, sagt Dariusz Beczek. „Schließlich muss es durch eine Torpedosalve in den Bug gesunken sein“. „Wir sind tief beeindruckt von diesem Fund“, sagt Iwona Pomian, Leiterin der Abteilung für Unterwasserkartographie im Zentralen Meeresmuseum in Danzig (Gdansk). Sie möchte das Wrack nun weiter untersuchen. Die Frage sei nun, wer dies übernehmen könne. „Das Wrack liegt in einer sehr großen Tiefe, eine schwierige Aufgabe“, meint sie. „In Polen gibt es nur wenige Institutionen, die eine entsprechende Ausstattung haben.“Kopfzerbrechen bereiten den Forschern auch die Fischernetze, die sich am Wrack angesammelt haben. In der Vergangenheit gab es immer wieder Meldungen von Fischern, dass ihre Netze beim Fischen in dieser Region beschädigt wurden. „Für Taucher, aber auch für Tauchfahrzeuge ist die Gefahr dort unten riesig groß“, befürchtet deshalb Expeditionsleiter Dariusz Beczek.   Nach Internationalem Seerecht fallen die Eigentumsrechte der „Graf Zeppelin“ der Bundesrepublik Deutschland zu. Womöglich wird daher die nächste Erkundung von deutschem Gebiet ausgehen. Nach Meldungen der Ostseezeitung will der Wismarer Ulrich Restemeyer, einer der bekanntesten deutschen Wracktaucher, noch in diesem Jahr eine Expedition starten.In der Folge des Zweiten Weltkrieges liegen zahllose Wracks auf dem Grund der Ostsee. Das berühmteste ist die „Wilhelm Gustloff“,  die am 30. Januar 1945 mit über 10.000 deutschen Flüchtlingen an Bord vom russischen U-Boot S13 torpediert worden war und zwischen Danzig und Kolberg sank. Nach Angaben des polnischen Meersamtes werden allein vor der polnischen Ostseeküste rund 3000 gesunkene Schiffe vermutet - so viel wie wohl nirgendwo sonst auf der Welt.    Ende
----------------------------------------------------------------------
Wenn Sie einen Artikel übernehmen oder neu in den n-ost-Verteiler aufgenommen werden möchten, genügt eine kurze E-Mail an n-ost@n-ost.org. Der Artikel wird sofort für Sie reserviert und für andere Medien aus Ihrem Verbreitungsgebiet gesperrt. Das marktübliche Honorar überweisen Sie bitte mit Stichwortangabe des Artikelthemas an die individuelle Kontonummer des Autors:Name der Autorin: Katarzyna Tuszynska
 
Überweisungen innerhalb der EU sind kostenlos! Belegexemplare bitte an die folgende Adresse: n-ost
Schillerstraße 57
10627 Berlin


Weitere Artikel