KZ Auschwitz wird vorerst nicht „Nazi-deutsch“ genannt
UNESCO vertagt Entscheidung auf nächstes Jahr/ Polen rechnet mit Erfolg für beantragten NamenszusatzVilnius/Warschau (n-ost) - Der Name des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz bleibt auf der UNESCO-Welterbeliste vorerst unverändert. Polen konnte sich im Welterbe-Komitee am Mittwoch nicht sofort mit seinem Antrag durchsetzen, durch eine Umbenennung die Täterschaft Nazi-Deutschlands zu betonen. Die Regierung in Warschau solle zuerst mit weiteren Konsultationen für einen internationalen Konsens über die Ergänzung des Namens sorgen, verlangte das Komitee bei seinen Beratungen in der litauischen Hauptstadt Vilnius laut einem UNESCO-Sprecher.Bisher steht die Gedenkstätte als „Konzentrationslager Auschwitz“ auf der Welterbeliste. Die polnische Regierung hatte Ende März beantragt, es künftig „Ehemaliges Nazi-deutsches Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau" zu nennen. Damit reagiert Warschau darauf, dass das Todeslager in der Weltpresse häufig als „polnisch“ bezeichnet wurde. Der beantragte Name soll klar stellen, dass Polen nicht für den Holocaust verantwortlich ist.Blick auf den Elektrozaun des Konzentrationslagers Auschwitz, Foto: Dana RitzmannÜber den polnischen Umbenennungsplan werde das Welterbe-Komitee nächstes Jahr erneut beraten, sagte UNESCO-Sprecher Roni Amelan dieser Zeitung. Dem nicht-öffentlich tagenden Gremium gehören 21 Länder an. Darunter sind gegenwärtig weder Polen noch Deutschland. Auch Österreich und die Schweiz gehören ihm nicht an.Der polnische Kulturminister Kazimierz Ujazdowski stellte in Warschau die Vertagung der Entscheidung als Zustimmung der UNESCO dar. Die Umbenennung sei so gut wie beschlossen. „Das ist ein Erfolg Polens im Kampf gegen eine Lüge“, meinte Ujazdowski in Anspielung auf den falschen Begriff „polnisches KZ“ in ausländischen Medien. Nur diese Behauptungen machten eine Änderung des Namens notwendig, hatte er der Minister schon vor Monaten erklärt. „Der Name des Museums darf keinen Freiraum für falsche Interpretationen lassen.“Die Bundesregierung hat keine Einwände gegen den Zusatz „Nazi-deutsch“ für das Vernichtungslager. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes betonte vor der UNESCO-Entscheidung: „Wir haben Verständnis für den polnischen Wunsch nach Umbenennung und stehen ihm nicht im Weg.“Die Namensänderung unterstützen viele Organisationen wie das Internationale Auschwitz-Komitee mit Sitz in Berlin und das Institut der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem. Das American Jewish Committee und die gegen Antisemitismus kämpfende Anti-Diffamierungs-Liga (Anti Defamation League, ADL) befürworteten die Umbenennung eigens in Briefen an UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura.Den Zusatz „Nazi-deutsch“ plant die polnische Regierung nur für die Welterbeliste der UNESCO. Das „Staatliche Museum Auschwitz“, zu dem das ehemalige Stammlager und das Vernichtungslager in Birkenau gehören, soll nicht umbenannt werden. Eine Namensänderung der Gedenkstätte sei nicht notwendig, weil „in Polen jeder weiß, dass es ein Nazi-deutsches Lager gewesen ist“, erklärte der katholische Auschwitz-Überlebende und ehemalige polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski dieser Zeitung. Bartoszewski, der Vorsitzender des Internationalen Auschwitz-Rates ist, sieht allerdings den Ruf Polens so sehr in Gefahr, dass er ebenfalls den Eintrag auf der Welterbeliste ergänzen will.Ende----------------------------------------------------------
Wenn Sie einen Artikel übernehmen oder neu in den n-ost-Verteiler aufgenommen werden möchten, genügt eine kurze E-Mail an n-ost@n-ost.org. Der Artikel wird sofort für Sie reserviert und für andere Medien aus Ihrem Verbreitungsgebiet gesperrt. Das marktübliche Honorar überweisen Sie bitte mit Stichwortangabe des Artikelthemas an die individuelle Kontonummer des Autors:Oliver HinzBelegexemplare bitte an den Autor und an:
n-ost
Schillerstraße 57
10627 Berlin