Bosnien-Herzegowina

Besuch des serbischen Staatspräsidenten Boris Tadic

Boris Tadic: Keine neuen Grenzen in Südosteuropa Besuch des serbischen Staatspräsidenten in Bosnien-Herzegowina

Sarajewo (n-ost) – Serbien habe ein vitales Interesse daran, dass der Staat Bosnien-Herzegowina in seinen heutigen Grenzen bestehen bleibt, sagte der serbische Staatspräsident Boris Tadic bei seinem ersten Besuch in Bosnien-Herzegowina nach der Trennung seines Landes von Montenegro. Ein Referendum über die Abspaltung der bosnischen Serbenrepublik vom Gesamtstaat Bosnien-Herzegowina sei "nicht möglich".Es war für Boris Tadic ein ganz besonderer Augenblick, als er am Donnerstag (29. Juni) in Sarajewo als serbischer Präsident erstmals mit den höchsten staatlichen Ehren empfangen wurde: Zum einen, weil er seit der Abspaltung Montenegros von Serbien nun Staatschef und nicht mehr nur Republikspräsident ist, vor allem aber, weil Sarajewo seine Geburtstadt ist, mit der seine ersten Kindheitserinnerungen verbunden sind. Der 48-jährige Tadic ließ bei seinem Treffen mit den Mitgliedern des dreiköpfigen bosnisch-herzegowinischen Staatspräsidiums keinen Zweifel daran: Serbien will nach der Unabhängigkeit Montenegros keine weiteren Grenzen in Südosteuropa. Damit erteilte Tadic auch den Abspaltungsgelüsten der bosnischen Serben eine klare Absage. Der Premierminister der bosnischen Serbenrepublik, Milorad Dodik, hatte vor einigen Wochen laut über ein Referendum zur Abtrennung seines Landesteiles vom Gesamtstaat Bosnien-Herzegowina nachgedacht. Konkret ging Tadic allerdings nicht auf die Referendums-Überlegungen ein, sondern meinte lediglich, er wolle etwas, was unmöglich sei, gar nicht kommentieren. Boris Tadic und der Vorsitzende des bosnisch-herzegowinischen Staatspräsidiums, Sulejman Tihic, waren sich einig, dass es keinerlei Verbindungen zwischen dem künftigen Status des Kosovo und der territorialen Integrität und Souveränität von Bosnien-Herzegowina geben dürfe. Nationalistische Kreise in Serbien hatten in der Vergangenheit immer wieder gefordert, dass im Falle des Verlustes des Kosovo als "Kompensation" die serbische Teilrepublik von Bosnien-Herzegowina Serbien zugeschlagen werden sollte; die meisten bosnischen Serben wären damit wohl einverstanden. Der serbische Präsident aber beteiligt sich nicht an solchen Gedankenspielen, da eine Unabhängigkeit des Kosovo für ihn ohnehin nicht vorstellbar sei, wie er in Sarajewo deutlich machte. Präsident Tadic bekannte sich unmissverständlich zur Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal für das ehemalige Jugoslawien und zur Verfolgung von Kriegsverbrechen. "Für mich ist es absolut unwichtig, wo Kriegsverbrechen begangen wurden. Ich wünsche mir, dass alle, die sie verübt haben, sich dafür verantworten müssen. Nur so können wir alle betroffenen Völker von der Kollektivschuld befreien", sagte er gegenüber der Sarajewoer Tageszeitung "Oslobodjene".Der Empfang des serbischen Staatspräsidenten Tadic – ein Parteifreund des ermordeten ehemaligen serbischen Premierministers Zoran Djindjic – in der bosnisch-herzegowinischen Hauptstadt verlief betont freundschaftlich. Dies ist keineswegs selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass Bosnien-Herzegwina Serbien vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen Völkermordes im Krieg von 1992-1995 verklagt hat. Selbst die Sarajewoer Tageszeitung "Dnevni Avaz", die sonst im Umgang mit Repräsentanten aus Belgrad nicht gerade zimperlich ist, verlor kein einziges negatives Wort über den serbischen Präsidenten. Sarajewo weiß genau, dass Bosnien-Herzegowina mit Boris Tadic einen pro-europäischen und an Stabilität interessierten Partner in Belgrad hat. Dies trifft bei weitem nicht auf die ganze serbische Polit-Elite zu.
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