Rumänien

Übernachtung bei minus 3 Grad

Balea-Lac (n-ost) - Bei einer konstanten Zimmertemperatur von minus 3 Grad sollte man sich hier warm einpacken: Anfang Februar eröffnete das erste Eis-Hotel Osteuropas mitten in den Karpaten, genauer gesagt in den Fogarscher Bergen am Bulea-See in 2034 Meter Höhe. Von außen erinnert der Komplex eher an einen zu groß geratenen Iglu, doch im Inneren erwarten den Besucher Tische und Hocker, eine große Bar und acht Doppelzimmer, natürlich alles aus Eis – selbst die Betten.

Handwerker, Maurer und Eiskünstler mussten rund zehn Tonnen Eis aus dem zugefrorenen See verarbeitet, um die Idee von Arno Klingeis zu verwirklichen. Der Nachname des 27-Jährigen ist förmlich sein Programm: Inspiriert durch Eis-Hotels in Kanada brannte er darauf, etwas Ähnliches in Rumänien zu verwirklichen und seine eisige Vision in klingende Münze zu verwandeln.

Mit dem Bau begann er in Nähe der Bulea-Schutzhütte, die seinen Eltern gehört. Seit sechs Jahren bewirtschaften die Rumäniendeutschen Regine und Franz Klingeis die Berghütte, die in den Sommermonaten zu einem beliebten Ausflugsziel in Rumänien geworden ist. Der Idee ihres Sohnes, nebenan noch ein Eis-Hotel zu eröffnen, stand Regine Klingeis anfangs skeptisch gegenüber: „Ich habe sein Vorhaben für verrückt gehalten und war davon überzeugt, dass so etwas in Rumänien nicht funktionieren wird. Doch jetzt glaube ich, dass es ein voller Erfolg wird“.

Der Andrang von Touristen gibt ihrem Sohn Recht. Wo sich sonst um diese Jahreszeit nur vereinzelt Skifans oder Wanderfreunde verirren, herrscht seit Eröffnung des Eis-Hotels reger Betrieb. 200 bis 400 Neugierige kommen täglich mit der Seilbahn in die Berge, um sich das Eis-Hotel aus der Nähe anzuschauen. Für einen Eintrittspreis von umgerechnet 1,60 Euro gelangt man in die kalten Kammern.

In der Mitte des Komplexes ist aus riesigen Eissteinen eine „coole“ Bar entstanden, an der man Cocktails bestellen kann. Reiner Wodka wird in Eisgläsern serviert, der - wie sollte es anders sein - auf Eishockern sitzend getrunken wird. Schafspelze sollen vor der Kälte schützen. Dana Tarba hält es trotzdem nicht lange auf ihrem Platz aus. Die 28-Jährige ist für einen Tag aus dem 70 Kilometer entfernten Hermanstadt angereist, um sich das Hotel anzuschauen. „Ich finde die Idee großartig, aber übernachten könnte ich hier nicht. Da bin ich viel zu sehr eine Frostbeule“, erzählt die Medizinerin.

Dabei ist eine Übernachtung vergleichsweise günstig. Für rund 19 Euro kann man sich für eine Nacht auf riesige Eisblöcke betten. Dünne Schaumstoffmatratzen, Decken und Tierfelle sollen für die nötige Wärme sorgen. Doch darauf allein möchte sich Remy Haasdijk aus Holland lieber nicht verlassen. Er fährt gerade ein paar Tage durch Rumänien und als er von dem Eis-Hotel gehört hat, wollte er es unbedingt ausprobieren. Sicherheitshalber hat er sich noch einen Schlafsack mitgebracht. Schließlich möchte der 63-Jährige am nächsten Morgen nicht als Ötzi erwachen. Und falls es ihm doch zu kalt wird, kann er sich in die 150 Meter entfernte Schutzhütte ins Warme flüchten. Dort befindet sich auch die Toilette.

„Unsere Kunden sind international“, erzählt Arno Klingeis, „wir haben Buchungen aus Deutschland, Österreich oder Ungarn“. Und damit es für die Gäste ein einmaliges Erlebnis wird, sorgt der Betriebswirt mit „Russendisco“ und Schneeshows für die nötige Abwechslung. Zurzeit sucht er noch einen französischen Sternekoch, der ab März die Gaumen seiner Kunden verwöhnen soll. Bis dahin gibt es von Muttern in der Schutzhütte zubereitete deftige Hausmannskost

Noch bis Ende Juni möchte der Jungunternehmer das Eis-Hotel betreiben, wenn es sich nicht bereits vorher in Wasser aufgelöst hat. Zudem muss Klingeis noch einigen Ärger mit der rumänischen Baubehörde bewältigen. Diese moniert, dass das Eishotel ohne Baugenehmigung und dazu noch ohne vorgeschriebenes Fundament errichtet worden sei. „Ich glaube aber, dass man mir auf jeden Fall erlauben wird, das Haus erst Ende März abzutauen“, gibt sich Klingeis selbstbewusst. Und bis dahin kann man sich auf eins garantiert gefasst machen: Auf ein eisiges Vergnügen, das man so schnell nicht vergessen wird.

Reiseinformationen für Kasten:
Das 70 Kilometer entfernte Hermannstadt (rumänisch :Sibiu) ist täglich von Frankfurt, Stuttgart oder München mit den Fluggesellschaften Carpartair oder Tarom zu erreichen. Von dort verkehren kostengünstige Sammeltaxen bis zur Seilbahn.

Für Rückfragen steht Arno Klingeis unter 0040 724302586 oder akbalealac@yahoo.com
zur Verfügung

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